Timon und Marie sind seit über zwanzig Jahren glücklich verheiratet. Und immer noch so verliebt wie damals, als sie sich als überglückliches Brautpaar das Ja-Wort gegeben haben. Als sie ihre Liebe zueinander im Rahmen einer romantischen Hochzeit mit einem Eheversprechen besiegelten und sich die ewige Treue schworen.
Heute sind sie sehr dankbar für die gemeinsame Zeit, haben zwei gesunde Kinder und planen bereits jetzt das nächste private Ereignis, ihre Silberhochzeit. Sie führen wirklich eine Musterehe, die Beiden, richtig Streit haben sie nie gehabt, haben alles gemeinsam entschieden und auch in schwierigen Zeiten immer fest zusammengehalten. Viele Freunde, bei denen die Beziehungen teilweise nach kurzer Zeit zerbrochen sind und die nicht so schnell wieder heiraten würden, beneiden sie um ihr großes Glück.
Hochzeitstag feiern – für Marie und Timon immer ein besonderes Erlebnis
Als Bräutigam und Braut haben sie sich vorgenommen, ihren jährlichen Hochzeitstag immer besonders zu feiern. Um gemeinsam die schönsten Erinnerungen an diesen Tag noch einmal durchzugehen, um sich mit besonderen Ideen gegenseitig zu überraschen und sich für die nächsten Jahre inspirieren zu lassen.
Es ist schon ein richtiges Ritual geworden, dass Marie an diesem Tag, morgens, wenn Timon schon zur Arbeit gegangen ist, diese Kiste mit der Aufschrift „Erinnerungsbox Hochzeit“ hervorholt. Diese Box, die immer wieder ein Lächeln bei ihr hervorruft, wenn sie die einzelnen Gegenstände daraus zur Hand nimmt und ihre Gedanken zurückwandern zu dem schönsten Tag in ihrem Leben.
Was kommt da nicht alles so zum Vorschein. Ein paar von den getrockneten Blumen, die die Brautjungfern vor ihnen ausgestreut hatten. Das Band, das sie anstelle eines Schleiers in den Haaren hatte, die Tischkärtchen mit ihren Namen, das Programmheft, ein Bild von dem strahlenden Brautpaar. Braut und Bräutigam aus Marzipan, von der Hochzeitstorte, längst hart und ungenießbar geworden. Erinnerungen eben. Schöne Erinnerungen. Marie fühlt sich dann immer so, als würde sie noch einmal heiraten.
Timon hatte sich für diese Erinnerungsbox eigentlich nie so richtig interessiert. Nicht, dass er sich nicht auch gern an die Hochzeit erinnert, aber diese gesammelten Gegenstände, die Marie so wichtig, ja beinahe schon heilig sind, haben bei ihm nie wirkliche Emotionen ausgelöst. Aber scheinbar müssen Ingenieure so sein. Er ist halt der sachliche Typ, was aber als Gegenpol zu der eher emotionalen Marie sehr förderlich für ihre Beziehung ist.
Warum dann doch mal der Haussegen schief hing – zumindest kurzzeitig
Die ersten Jahre, als noch keine eigenen Kinder geboren waren, lebten Marie und Timon in einer relativ kleinen Wohnung in der Stadt. Das war ziemlich praktisch, da Marie ihre Arbeitsstelle zu Fuß erreichen konnte. Damals stand die Kiste mit den Erinnerungsstücken oben auf dem Schlafzimmerschrank. Marie konnte sie von ihrem Bett aus sehen und sogar die Aufschrift „Erinnerungsbox Hochzeit“ gut lesen.
Irgendwann meinte Timon, sie brauchten diesen Platz auf dem Schrank jetzt für andere Sachen und die Erinnerungsbox könne man doch gut im Keller unterbringen. Marie war überhaupt nicht wohl bei dem Gedanken, sah aber ein, dass Timon Recht hatte und schleppte sie schweren Herzens in den Keller. „Aus den Augen, aus dem Sinn“ dachte sie noch, als sie die Erinnerungsbox in einem Regal im Keller zwischen Umzugskartons und alten Elektrogeräten verstaute.
Mit der Geburt des ersten Kindes wurde die Wohnung in der Stadt dann leider zu klein und Timon und Marie machten sich auf die Suche nach einer größeren Bleibe außerhalb der Stadt. Von einem Leben auf dem Land hatte Marie schon länger geträumt und sie hatte bereits viele Ideen, wie sie das neue Zuhause mit viel Liebe einrichten würde.
Timon übernahm es, den Keller schon einmal zu entrümpeln, obwohl Marie der Meinung war, dass dafür doch noch genügend Zeit sei. Aber so ist halt das Leben mit ihm. Wenn Timon irgendwelche Ideen im Kopf rumschwirren, dann müssen sie auch kurzfristig umgesetzt werden. Wie damals bei der Hochzeit, als er unbedingt einen amerikanischen Straßenkreuzer als Hochzeitsfahrzeug mieten wollte. Marie wollte eigentlich in einem etwas bescheideneren Rahmen heiraten, aber in Nachhinein muss sie zugeben, dass dieses Auto ihrer Hochzeit einen sehr individuellen Anstrich verpasst hat.
Timon hat auch immer so interessante Geschenkideen. Als neulich gute Freunde heiraten wollten, meinte er, man könnte ihnen doch zwei Trikots vom Lieblingsverein des Bräutigams schenken, schön personalisiert, jeweils mit dem Namen des anderen auf der Rückseite. Marie seufzt, wenn sie daran denkt, was es sie an Überredungskunst kostet, Timon von solchen Geschenkideen abzubringen.
Jetzt hatte er sich in den Kopf gesetzt, schon mal überflüssigen Hausrat aus dem Keller zu entsorgen. Da waren im Lauf der Jahre schon einige Sachen zusammengekommen, verbunden mit den schönsten Erinnerungen an irgendwelche Urlaube, Hochzeitsgeschenke, die man eigentlich nie verwenden konnte und viele andere Dinge, die man erstmal in den Keller gebracht hat, weil man ja nie weiß, ob man sie nicht doch irgendwann benötigt.
Als Marie vom Einkaufen kommt, stockt ihr der Atem
Timon schafft im Keller drei Bereiche. Einen für die Dinge, die dem Sozialkaufhaus gespendet werden, einen für den Sperrmüll und den dritten Bereich für die Sachen, die mit in die neue Wohnung kommen. Er sortiert Boxen und Kisten, wägt ab, was in welchen Bereich gehört und muss sich hier und da einen Ruck geben, sich auch mal von Sachen zu trennen. Mit dem Sperrgut muss er sich ein wenig beeilen, denn der soll noch am selben Tag abgeholt werden.
Als Marie beschließt, zum Einkaufen zu fahren, hat sich bereits ein beträchtlicher Haufen alter Klamotten an der Straße angesammelt. Timon, der mit Tunnelblick völlig auf seine Arbeit fixiert ist, hat nicht mal wahrgenommen, dass sie sich von ihm verabschiedet hat. Wie damals, bei der Hochzeit, als er fast vergessen hätte, das Ja-Wort zu sagen, weil er so fasziniert auf das Hochzeitsauto starrte, das hinter dem Fenster zu sehen war.
Eine gute Stunde später kehrt Marie mit ihrem Wocheneinkauf zurück und ist leicht genervt von dem großen Müllwagen, der ihre Einfahrt versperrt. Jetzt braucht sie etwas Geduld, denn die Männer vom Stadtbetrieb haben einen ziemlichen Berg an altem Hausrat einzuladen. Leicht wehmütig beobachtet sie, wie so manche Erinnerungen in der Müllpresse verschwinden.
Und dann stockt ihr der Atem. Von einer der Boxen, die noch am Straßenrand liegen, springt ihr die Aufschrift „Erinnerungsbox Hochzeit“ ins Auge. Fast hätte sie den Motor abgewürgt, so hat sie sich erschrocken. Schneller war sie noch nie aus ihrem Auto. Gerade will sich einer der Männer nach dem Stapel Boxen bücken, als Marie im letzten Moment eingreifen kann, etwas von „Versehen“ und „Erinnerungen“ stammelt und dem verdutzten Herrn die Kiste aus den Händen reißt.
Auf den weiteren Verlauf des Tages und die Stimmung zwischen Timon und Marie, wollen wir nicht weiter eingehen, auch nicht auf Timons verzweifelte Versuche, aus der Nummer rauszukommen. Es war übrigens wirklich ein Versehen. Klar ist jedenfalls, dass die „Erinnerungsbox Hochzeit“ von da an bis zum Rest des Lebens einen festen Platz oben auf dem Schlafzimmerschrank hat, immer in Maries Sichtfeld – komme, was wolle.
Ein Kapitel im Beziehungsbuch
Irgendwann hatte Marie beschlossen, ein Buch über ihre Beziehung zu schreiben. Als Geschenk für Timon zum vierzigsten Geburtstag. Und die Geschichte mit der Erinnerungsbox wird in diesem Buch ein eigenes Kapitel bekommen, da ist sie sich sicher.
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