Die Zukunft von Fritz Schuler stand fest – zumindest für seinen Vater. Der nämlich hatte fest damit geplant, dass sein Sohn einmal die Metzgerei übernehmen und den Familienbetrieb damit fortführen sollte. Doch als der 14-jährige bei einer Evangelisation zum Glauben an Gott findet, steht für ihn fest, dass er in den vollzeitlichen Missionsdienst gehen wird – ganz zum Verdruss seines Vaters. Ab nun waren Spannungen an der Tagesordnung, denn was sein Sohn da machte, war für den Vater zu radikal.
Im Interview erzählt Fritz über seine Zeit in Mosbach und gibt Einblicke in ein Leben in der Mission, die von Höhen und Tiefen geprägt war und einmal durch einen Autounfall, der für vier seiner Mitinsassen tödlich endete, fast abrupt beendet worden wäre.
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Albert: Du Fritz, das ist heute das zweite Mal, dass wir uns versuchen zu treffen. Beim letzten Mal hat es ja nicht ganz geklappt wegen der Aufnahme, die dann irgendwie schiefgelaufen ist, aber ich wollte deine Geschichte nicht einfach so versickern lassen, weil ich fand es sehr interessant, was du mir letzte Woche erzählt hast und ich denke, ich fange mal damit an, weil Memento ja auch aus Mosbach kommt und du ja auch ein Mosbacher bist, schon seit langen Jahren, wie ich weiß, dachte ich, dass du vielleicht dich kurz vorstellen kannst. Wer? Wer bist du? Was ist so deine Hauptaufgabe jetzt als Rentner, sag ich mal deine Berufung. Erzähl uns doch mal ein bisschen über dich.
Fritz: Also ich war ja circa 30 Jahre bei Operation Mobilisation und nach meiner Zeit bei Operation Mobilisation wollte ich unbedingt weitermachen.
Albert: Sag uns doch ganz kurz was ist das Operation Mobilisation?
Fritz: Es ist die Jugendbewegungen, die internationale Arbeit, wo wir junge Leute in verschiedene Teams rausschicken, in verschiedene Länder, um zu evangelisieren oder entsprechend Hilfestellung zu geben. Also ganz unterschiedliche Arbeiten, eigentlich auch Hilfsdienste usw.
Albert: Also es ist ein sozialer, aber auch christliches Werk ja mit missionarischen Aspekten auch drin.
Fritz: Ja, es ist ein ganz christliches Werk, es sind nur Christen, die da operieren. Ja, und anschließend, da wollte ich einfach weitermachen und es hat mich interessiert, in Bangladesch etwas zu machen. Ich hab gehört, dass in Bangladesch die Situation sehr interessant ist, insofern, dass es ein sehr dicht bevölkertes Land ist. Und natürlich hat es in erster Linie Moslems, Hindus und ganz wenige Christen, weniger als ein Prozent Christen. Und da hab ich, wollte ich einfach mal sehen, was lässt sich da machen. Wurde eingeladen von einem Pastor. Und dann haben wir angefangen, mit Schulen aufzubauen. Und diese, haben wir natürlich manche Erfahrungen sammeln müssen. Es ist nicht so ganz einfach, in einer fremden Kultur etwas aufzubauen, weil man braucht in erster Linie braucht man Leute des Vertrauens. Das schwierigste Problem ist, Leute zu finden, denen man vertrauen kann. Und das war die große Herausforderung. Da macht man viele Erfahrungen, bis man letzten Endes jemand findet, dem man tatsächlich vertrauen kann.
Albert: Das größte Problem wie ich mitbekommen habe, ist dort ja auch die Korruption. Ja.
Fritz: Die Korruption ist überall in der Politik, in der Wirtschaft, von unten nach oben, im Schulwesen, in allen Bereichen, in der Polizei, im Gericht, überall ist die Korruption im Gange. Und von daher ist es natürlich schwierig, sich da zurechtzufinden. Natürlich hatte ich einen Vorteil, weil ich war schon über 30 Jahre vorher im Ausland tätig und ich habe die Tricks gekannt, die da eigentlich ablaufen. Und ich habe den Leuten dann ganz konkret gesagt: Das und das und das stimmt nicht. Wir müssen gucken, dass wir das hinkriegen. Und wenn nicht, müssen wir uns eben trennen. Und so haben wir uns dann auch von manchen Partnern tatsächlich getrennt, sodass wir einen eigenen Verein, also mit einem einheimischen eigenen Verein gegründet haben und jetzt wir mit diesem Verein zusammenarbeiten. Wir können jetzt kontrollieren, was mit dem Geld passiert. Wir können kontrollieren, was eigentlich geschehen soll. Wir konnten, wir können jetzt unsere Ziele umsetzen. Unsere Ziele sind: Wir wollen gute Qualität bieten an der Education also an der Bildung für die Bildung. Wir wollen gucken, dass die Schulen selbstständig werden, auch finanziell selbstständig werden. Und wir wollen Werte vermitteln in einer solchen Gesellschaft. Werte, wir haben dafür ein Programm. Das Programm heißt Charakter First. Und dieses Programm hat ungefähr 40 verschiedene Themen, Charaktereigenschaften. Und die praktizieren wir und lehren wir in unseren Schulen. Das ist vor allem auch eine Herausforderung für die Lehrer, denn die sind ja auch aus der Gesellschaft, die haben wir normalerweise auch das miterlebt und mit praktiziert, die Korruption und so weiter. Und wir erwarten dann von den Leuten, dass sie dann anschließend, wenn sie bei uns mitmachen, bereit sind, diesbezüglich sich umzustellen, tatsächlich die Werte zu praktizieren, selbst zu leben und zu lernen.
Albert: Wie heißt die Stiftung?
Fritz: Die Stiftung heißt Domino.
Albert: Okay, das ist die Domino Stiftung. Und sie hat ein vorrangiges Ziel, nämlich das Aufbau und den Aufbau von Schulen. Eben auch für Kinder und für Familien, die sich keine eigene Schulbildung leisten können. Ja, okay. Ja, Fritz, war das schon immer so dein Traum, wolltest du das schon immer mal machen oder wie bist du als junger Mensch denn in diese Thematik reingekommen? Erzähl uns doch so ein bisschen, wie du aufgewachsen bist von der Geschichte von früher. Was hat dich dazu gebracht?
Fritz: Ich habe das Vorrecht gehabt, dass meine Großeltern waren gläubige Leute, mein Großvater, meine Großmutter. Und ich habe meine ersten sechs Jahre ungefähr bei meinen Großeltern verbracht. Und ich habe gesehen, wie es sich anhört, wie es funktioniert, wie man als Christ lebt. Und das hat mich angesprochen. Als Kind hat mich das einfach angesprochen.
Albert: Was war denn der Unterschied? Was hat dich denn da angesprochen?
Fritz: Mein Großvater, er war auch gleichzeitig Laienprediger und er hat solche Stunden gehalten. Und er hat auch jeden Abend um sechs oder sieben Uhr, ich weiß nicht mehr genau. Haben die Glocken geläutet. Und dann hat er das Vaterunser gebetet, alles liegen und stehen lassen und das Vaterunser gebetet. Und ich war natürlich immer dabei. Ich war immer dabei. Und das hat mich einfach geprägt. Ich hab gesehen, er hat ein Ziel. Er hat ein Anliegen. Und dann hat er sich auch noch um andere Leute gekümmert. Es war einfach so, er nimmt vielleicht mal einen Laib Brot mit, ja, und geht zu irgendeiner Witwe und bringt der Witwe den Laib Brot. Das hat mich alles angesprochen. Und von daher war ich etwas geprägt von dieser Situation. Als ich dann zurück zu meinen Eltern kam, die haben ja ein Geschäft. Wir hatten eine Metzgerei und in der Situation. Es war immer eine gewisse Stresssituation. Es war nicht so einfach, weil meine Mutter versuchte, als Christin zu leben. Mein Vater war der Sache etwas distanziert und von daher war das insgesamt nicht einfach. Und ich hatte dadurch den Unterschied von meinen Großeltern und meinen Eltern. Und ich hatte die Sehnsucht, so zu leben, wie mein Großvater gelebt hat und meine Großeltern gelebt haben. Sie hatten also einen großen Einfluss auf mich. Und dann hatte ich, ich wusste aber nicht, wie, wie wird man Christ? Ich wusste nicht, ich habe eines Tages hat meine Großmutter mir gesagt Fritz, wenn du. Wenn ich eines Tages sterbe, musst du nicht weinen. Dann habe ich gedacht: Wieso soll ich da nicht weinen? Ich weiß, dass ich in den Himmel komme. Ich weiß, hat sie gesagt, dass meine Sünden vergeben sind. Und dann habe ich so als Jugendlicher war vielleicht 12, 13 Jahre alt, hab ich gewusst, das könnte ich nicht sagen. Ich könnte nicht sagen, dass ich in Himmel komme. Ich hab ja auch gewusst, was ich alles schon angestellt hatte. Und ich habe auch schon gewusst, was ich alles schon geklaut hatte. Bei allen möglichen Leuten, vor allem bei meinen Eltern. Und das konnte ich also überhaupt nicht sagen. Aber das hat mich bewegt. Wie komme ich zu dieser Aussage in meinem Leben, dass ich weiß, dass ich in den Himmel komme. Aber bis ich dann letzten Endes bei einer Zelt-Mission die Gelegenheit bekommen habe, mich mit jemand auszusprechen, mit jemandem zu beten, um diese Sache in meinem Leben festzumachen. Das hat natürlich wieder große Probleme gebracht.
Albert: Was ist passiert?
Fritz: Mein Vater wollte unbedingt, dass ich das Geschäft übernehme, die Metzgerei, die Metzgerei. Und dadurch kam ich in große Probleme, weil ich wusste von Anfang an, ich will in einen vollzeitlichen Dienst gehen. Das hat sich dann auch später nochmal bestätigt bei einem Aufruf, bei einer Veranstaltung. Und das war natürlich für meinen Vater sehr, sehr, sehr schwierig, das zu akzeptieren.
Albert: Warum, wo? Wo lag diese Schwierigkeit? Konntest du nicht? Achso, ich denke, weil du eben den vollzeitlichen Dienst vor die Fortführung der Metzgerei stellen würdest.
Fritz: Ja, ich wusste dann. Ich, ich wusste, ich will Missionar werden. Ich will ins Ausland gehen. Ich will Jesus bekannt machen in irgendeiner Form.
Albert: Hattest du keine Geschwister, die das hatte?
Fritz: Doch ich hatte Geschwister. Ich hatte zwei Schwestern. Aber die kamen da nicht in Frage. Und von daher war das natürlich eine Riesenherausforderung für mich. Aber eines Tages fragte mich mein Vater, sagte er mir: Ich möchte ein neues Geschäft bauen. Ich möchte das erweitern, möchte da darauf aufbauen. Und dann, ich war vielleicht so 17, 18 Jahre alt. Und dann habe ich ihm gesagt: Vater, ich mach das, ich übernehme das Geschäft nicht. Und das war natürlich ein riesen Schock für ihn. Natürlich hat er gedacht, das wird wieder vergehen. Es verändert sich wieder, weil damals war man ja erst mit 21 selbstständig oder erwachsen. Und aber ich habe an der Sache unbedingt festgehalten. Und dann, als ich 21 Jahre alt war, konnte ich dann gehen. Hat er mich auch gehen lassen, obwohl es natürlich alles mit viel Spannung verbunden war. Bin dann aber und bin dann auf eine Bibelschule gegangen und habe dort drei Jahre auf einer Bibelschule verbracht. Und anschließend bin ich dann tatsächlich direkt zu OM gegangen.
Albert: Achja. Kurz nochmal zurück das Verhältnis zwischen dir und deinem Vater, wart ihr euch sehr vertraut? Oder warum denkst du, dass er so vielleicht auch enttäuscht darüber war? Wie? Wie standen wir zueinander?
Fritz: Ja, mein Vater. Er hat nie, hatte nichts dagegen, wenn man in die Kirche geht. Aber was ich gemacht habe, das war für ihn übertrieben. Ich habe, es wurde einfach deutlich, dass ich nicht bereit war zu lügen. Und im Geschäftsleben gibt es ja immer gewisse Situationen, dass man das anders darstellt, wie man das wirklich darstellen wollte. Ich hatte zum Beispiel eine Situation. Ich habe meinen Arm gebrochen, irgendwo bei einer Beschäftigung, außerhalb unserer Arbeit, außerhalb der Metzgerei und dadurch, dass die eine Versicherung zahlt, mehr als die andere Versicherung. Und dadurch hat der Arzt gesagt, ich soll irgendeine Geschichte erfinden, um damit die Versicherung in Anspruch nehmen können. Und ich kam dann unheimlich in Schwierigkeiten. Ich wusste nicht, wie ich das machen sollte usw. Und dann irgendetwas gemacht. Aber am Ende hat die Versicherung das nicht wirklich akzeptiert und gesagt, es muss nochmal neu aufgeschrieben werden. Und dann hab ich der Versicherung geschrieben und gesagt: Schicken Sie mir die Rechnung, ich bezahlt das selber. Obwohl es völlig unnötig war, weil die andere Versicherung hätte sowieso bezahlt. Und das hat mein Vater mitbekommen. Und das hat ihm überhaupt nicht gefallen, dass ich so pingelig bin, um ehrlich zu sein.
Albert: Hat dich deine Ehrlichkeit sonst nochmal in Schwierigkeiten gebracht? Irgendwo in dem Zusammenhang gibt es da eine Situation, an die du dich erinnern kannst?
Fritz: Die Situation war halt, dass ich ja, ich will ich, ich könnte jetzt nicht ganz Konkretes sagen, außer dieser einen Geschichte. Aber gleichzeitig muss ich auch wieder sagen, mein Vater war schon stolz auf mich in gewisser Weise. Und er wollte unbedingt, dass ich mitmache bei dieser Geschäfts Angelegenheit. Das habe ich daran gemerkt. Als ich 18 Jahre alt war, habe ich den Führerschein gemacht und kurz darauf habe ich einen großartigen Unfall gebaut. Ich habe selbstständig, war niemand anders beteiligt, wie nur ich. Es hat geregnet und hab ich eine Kurve gedreht. War natürlich etwas schnell und kam auf das Gras. Und dadurch, dass das Gras wahrscheinlich nass war oder feucht war, hat das Auto die Lenkung nicht mehr angeschlagen, sondern auf dem Gras hat es dann einfach gerutscht. Und dann habe ich ganz stark umgedreht. Und dann kam ich auf die Straße und dann war es ein Ruck und das Auto hat sich längs überschlagen, längs überschlagen. Es waren am Ende alle vier Kot Flügel kaputt. Es war das Dach kaputt. Es waren alle vier Türen kaputt. Alles war beschädigt.
Albert: Außer dir?
Fritz: Und ich konnte tatsächlich aussteigen aus dem Auto. Das heißt, ich bin hinten durch die Scheibe raus gekrochen, bin nach Hause gelaufen, hab meinem Vater gesagt, das Auto ist kaputt. Er konnte es gar nicht fassen. Und aber dann war das Interessante für mich. Es wurde also das Auto damals nochmal geflickt. Ich weiß ganz genau, das würde man heute nicht mehr tun. Es war einfach ein Totalschaden. Weil nur noch der Motor war noch o.k. Aber alles andere waren beschädigt. Dann hat er, nachdem er das Auto wieder gelaufen ist, kam er auf mich zu und hat mir den Autoschlüssel in die Hand gedrückt und hat gesagt: Ich will, dass du wieder Auto fährst, weil ich hab gesagt, ich möchte nicht Auto fahren. Ich hatte Angst vor dem Autofahren.
Albert: Hast du es gleich angenommen, oder?
Fritz: Ja, ich hab das angenommen und ich. Aber es war interessant für mich zu sehen, dass er jetzt das mir nicht nachgetragen hat. Und wollte unbedingt haben, dass ich nicht entmutigt werde, sondern ermutigt bin, am weiterzumachen. Das war eine sehr interessante Situation. Mein Vater hatte, als er schon, sagen wir mal auf mich gebaut. Er wollte mich gewinnen in der ganzen Geschichte.
Albert: War euer Verhältnis sonst auch so gut?
Fritz: Ja, es war eher etwas distanziert. Ja, es stand immer zwischen uns, dass ich eben im Glauben gelebt habe und dementsprechend mich auch verhalten habe. Und er, er war ein anständiger Mensch, hat nicht geraucht, nicht getrunken, hat überhaupt nichts Böses getan. Aber er hatte andere Ziele in seinem Leben. Sein Ziel war eben, das Geschäft aufzubauen, und mein Ziel war, ich möchte Jesus bekannt machen. Das hat sich nicht, hat nicht zusammengewirkt.
Albert: Wann ist dein oder mit wie vielen Jahren ist denn dein Vater gestorben?
Fritz: Ja, das ist eine ganz interessante Sache. Er hat mich in Mosbach besucht, mit meiner Mutter. Unsere Tochter war da geboren. Auf dem Heimweg nach Hause gefahren, haben sie einen Unfall gebaut. Meine Mutter ist sofort gestorben und mein Vater ist im Krankenhaus gestorben. Alle beide sind dann durch den Autounfall ums Leben gekommen. Das war natürlich auch ein Schlag. Aber all diese Dinge haben mich nicht erschüttert in meinem Ziel.
Albert: Das wollte ich gerade fragen, ob es Situationen gab, wo du daran gezweifelt hast.
Fritz: Nein, ich habe nicht daran gezweifelt. Es gab auch andere Schwierigkeiten in meinem Leben. Ich war ja dann mal eine Zeit lang in Indien. Kurze Zeit in Indien und auf dem Weg nach Hause nach Deutschland zurück sind wir mit einem VW-Bus gefahren und da hatten wir auch einen Unfall. Und wir waren sechs Leute im VW-Bus und vier Leute sind ums Leben gekommen. Und ich und ein anderer, wir haben überlebt. Das heißt, wir waren natürlich dann im Krankenhaus, in Slawinski in Jugoslawien damals und. Aber das hat mich alles nicht erschüttert. Ich habe dann einfach gedacht: Okay, wenn Gott will, dass ich weiter lebe, dann lebe ich weiter und mache meinen Auftrag, mache weiter in meinem Auftrag. Also es gab immer wieder Schwierigkeiten. Aber all die Schwierigkeiten haben mich nicht abgehalten. Es war ja auch so, dass ich am Anfang dann zuckerkrank wurde. Und da war auch die Frage Ja, kann ich das jetzt machen ins Ausland gehen und so weiter und so fort in der damaligen Zeit. Heute ist das überhaupt kein Problem. Aber damals war das schon ein bisschen anders. Aber das hat mich auch nicht erschüttert, sondern ich habe das akzeptiert und habe weitergemacht mit meinem Ziel, das ich von Anfang an hatte.
Albert: Ja, du lebst ja auch heute mit diesem Diabetes Gerät wie ich öfters sehe und kommst damit eigentlich auch klar. Ja, ja, interessant. Wie war denn so die erste Zeit für dich als du, sag ich mal in die Mission gestartet bist, auch hier bei OM. War das anders als heute und ich muss sagen, haben sich die Menschen anders erreichen lassen als heute. Oder?
Fritz: Ja, die andere. Die Leute haben sie anders erreichen lassen. Die Leute konnte man noch ansprechen auf das Evangelium. Das heißt, man konnte sagen Gott hat die Welt geschaffen und wir haben eine Verantwortung Gott gegenüber mit unserem Leben. Und wir können nicht einfach machen, was wir wollen. Und ich kann mich noch gut erinnern. Wir haben dann Evangelisation gemacht. Wir haben junge Leute zu Einsätzen eingeladen und es war irgendwie ein Stück Begeisterung. Jesus zu dienen war tatsächlich eine Motivation da. Heute ist es ja oft so, dass die Leute immer sich fragen: Was kann ich haben? Oder Was ist gut für mich? Oder Wie kann ich irgendwie aufsteigen in meiner Karriere und so weiter und so fort. Es war bestimmt damals auch ähnlich, aber es gab tatsächlich eine ganze Reihe junge Leute, die einfach Jesus dienen wollten. Das gibt’s auch heute noch. Aber ich habe das Empfinden, dass die Motivation eine andere war als heute.
Albert: Okay. Wurdest du denn einmal für deinen Glauben abseits von deiner Familie ausgelacht, benachteiligt? Wo du sagen würdest, hier fiel es mir schwer, Christ zu sein.
Fritz: Ja, es gab schon Schwierigkeiten unterschiedlicher Art. Aber wie gesagt, ich habe mich daran gar nicht groß aufgeregt. Ich habe es einfach nicht wirklich, es mich nicht groß interessiert, wenn jemand nicht.
Albert: Ja, okay, interessant, ja. Wir haben ja bei unseren Meminto Fragen auch so einige dabei, vielleicht lese ich gerade mal eine vor. Die können wir dann nachher auch verwenden. Und diese Fragen, die wir den Leuten einmal in der Woche stellen, die sollen ja auch helfen, ein bisschen zu inspirieren, zu motivieren, über verpasste oder vergessene Situationen nachzudenken. Und ich greife jetzt einfach mal so ins ins Blaue hinein. Stell dir einfach mal eine Frage, die hier auch in so einem Buch vorkommt. Vielleicht ist das ja etwas, das unsere Hörer auch interessiert. Und wir können einfach mal schauen. Ja, es sind ja immer die interessanten Fragen, die z.B. eine Ehe betreffen oder ein gemeinsames Zusammenleben. Wie war es denn? Wie hast du denn deine Frau kennengelernt?
Fritz: Ja, also meine Frau habe ich kennengelernt auf der Bibelschule bei einem theologischen Seminar.
Albert: Wo war die?
Fritz: Das war in Adelshofen. In Epping. Und es war für mich auch eine Frage damals. Ich wusste ja nicht, wie ich die Sache angehen soll. Da hab ich dann dann hab ich einen Lehrer damals gefragt: was denkst du? Bist du damit einverstanden? Wenn ich diese Frage, diese Schülerin frage. Wir konnten ja erst fragen, nachdem wir fertig waren. Ich bin etwas länger dort gewesen.
Albert: Ach, man durfte während der Zeiten keine Beziehung haben?
Fritz: Während der Schule durfte ich keine Beziehung haben. Jaja, das durfte man nicht. Das war sehr, sehr streng. Das war auch so streng, dass manche Leute weggeschickt wurden, wenn das nicht eingehalten wurde. Und da hab ich mich auch, ich wollte es richtig machen. Und deshalb hab ich ihn gefragt und er hat mich dann ermutigt in der ganzen Angelegenheit und hat dann. Und dann hab ich einfach, bin ich auf sie zugegangen und habe ihr, hab sie gefragt und es war interessant zu sehen. Sie war natürlich etwas schockiert, dass ich so direkt, so direkt frage. Aber dann ging das einfach. Stück um Stück haben wir uns dann nach relativ kurzer Zeit geheiratet. Ja.
Albert: Okay, ja und dann seid ihr gleich nach Mosbach gekommen, oder?
Fritz: Ja. Ja, nachdem wir geheiratet hatten. Ich war ja schon bei OM. Ich war schon bei OM. Und sie ist dann eben dazugekommen. Sie hat dann auch eine Zeit lang noch auf der Bibelschule mitgearbeitet, als Mitarbeiterin. Und dann hab ich sie gefragt.
Albert: Und dann habt ihr ja auch relativ früh geheiratet. Ihr habt drei Kinder.?
Fritz: Wir haben drei Kinder. Die sind alle schon erwachsen und haben ihr eigenes Leben. Ja, ja.
Albert: Ja. Interessant. Fritz, gibt es etwas heutzutage, das dich wirklich wütend machen kann? Gibt es etwas, wo du sagst dafür habe ich kein Verständnis, das macht mich richtig sauer.
Fritz: Ja, was will ich? Ich bin ja auch in einem Hauskreis und ich habe ja Kontakt mit verschiedenen Christen. Und ich muss ehrlich sagen, ich bin einfach stückweise enttäuscht, dass im Blick auf das auf Ehe, das Leute, auch Christen so schnell ihre eigene Ehe verlassen. Und sich anders orientieren, verheiratet sind, Kinder haben, so Jesus nachfolgen und dennoch einfach einfach davonlaufen, weil ihnen irgendetwas nicht passt. Die der Egoismus auch innerhalb der Ehe ist so groß, dass man bereit ist, das Versprechen am Altar einfach aufzulösen. Das ist etwas, was mich sehr bewegt, weil wir wollen ja ein Zeugnis sein in dieser Welt. Wir wollen ja deutlich machen, dass wir andere Werte haben, dass wir auch mal was durchstehen können oder dass wir und so weiter. Aber das ist einfach meines Erachtens eine Auflösung der Werte, auch innerhalb der christlichen Gemeinde.
Albert: Würdest du denn dann sagen, dass man als Christ um jeden Preis zusammenbleiben sollte?
Fritz: Ich sage, dass man jeden Preis zusammenbleiben sollte. Natürlich gibt es ganz bestimmt auch Fälle, wo das vielleicht nicht möglich ist. Aber grundsätzlich sollte man nicht an Scheidung denken, weil irgendwas mir nicht passt. Ich habe ja auch, sind ja auch die Frage der Kinder. Ich habe ja Verantwortung für die Kinder. Ich kann ja nicht einfach davonlaufen.
Albert: Es ist ein interessantes Thema, das du da anschneidest. Kannst du denn sag ich mal Ehepaaren, bei denen es kriselt, gibt es einen Rat, den du geben könntest?
Fritz: Ja, ich gebe den Rat, dass sie sich in erster Linie auf Jesus konzentrieren. Die müssen ihr Verhältnis mit Jesus klären. Wenn das Verhältnis mit Jesus nicht geklärt ist, dann kommen sie auf Irrwege. Wenn aber das Verhältnis mit Jesus geklärt ist, dann weiß ich ganz genau, dass ich an manchen Stellen etwas nachgeben muss, dass ich kompromissbereit sein muss, dass der andere, dass ich für den anderen lebe und nicht für mich selber. So wie Jesus ja auch für uns gelebt hat und sein Leben gegeben hat, sogar für uns in der gleichen Weise. So muss ich die Einstellung habe, dass es nicht in erster Linie um mich geht, sondern um den Ehepartner auch. Aber wenn das nicht da ist, die Leute versuchen immer zuerst ihre Probleme zu lösen. Und ich sage: Klär erst dein Problem mit Jesus. Kläre erst, ob deine Verhältnis mit Jesus in Ordnung ist. Und wenn das in Ordnung ist, wirst du sehr wohl und sehr schnell auch eine Lösung für deine internen Probleme finden.
Albert: Danke. Das ist ein interessantes Statement. Ja, okay. Warst du denn schon mal seelsorgerlich aktiv?
Fritz: Ja, ja. Menschen, die zu dir gekommen sind. Ja. Interessant. Okay. Also hast du auch Erfolg. Ich habe ja manche gute Erfahrungen gemacht. Selbst ich, ich habe. Nachdem ich von OM ausgestiegen bin, hab ich mich dann versucht, auch örtlich zu engagieren. Dann hab ich bei der Tafel mitgemacht. Ich war auch in einem Tennisclub und so weiter, weil ich Kontakte mit Leute haben wollte. Und da hab ich dann jemand kennengelernt, der über längere Zeit hinweg. Wir hatten immer so einen losen Kontakt und ich hab natürlich sehr intensiv für ihn gebetet auch. Und dann ist er tatsächlich zum Glauben gekommen. Ist jetzt, heute auch in unserem Hauskreis. Wenn wir uns treffen, dann beten wir zusammen. Wir haben eine gute Beziehung. Und normalerweise ist es ja so, dass bei älteren Leuten das oft etwas schwierig ist. Also er ist inzwischen 80 Jahre alt und lebt mit Jesus. Und das macht mir sehr das, das erfüllt mich eigentlich sehr. Dass Leute auch selbst, wenn sie älter sind, noch bereit sind, eine totale Änderung in ihrem Leben einzuleiten.
Albert: Das ist in der Tat nicht einfach, weil man geprägt ist durch viele, viele Jahre.
Fritz: Ja, und ich dann sehe, wie sie selber dann auch ein großes Verlangen haben, dass ihre Familienmitglieder und Kinder und Enkelkinder auch diesen Weg finden. Dass er dann nicht so ganz einfach ist, weil sie ja vorher ihr ganzes Leben, ja eine säkular gelebt haben.
Albert: Ja okay, Fritz du wirst bald die Leitung der Domino Stiftung abgeben, wie ich gehört habe. Wie stark ist in dir der Wunsch in Erinnerung zu bleiben?
Fritz: Ich möchte, ich möchte als Nachfolger Jesu bei meinen Enkelkindern in Erinnerung bleiben, aber natürlich auch bei meinen Mitarbeitern in Bangladesch, in den Schulen. Wir haben ja so ungefähr 40 verschiedene 40 Lehrer, aber die meisten davon sind aus dem Islam, Hinduismus und ganz wenige sind da Christen und ich möchte einfach gerne in Erinnerung bleiben bei denen, dass ich als Christ gelebt habe und dass sie sich Gedanken machen, selber da eine Änderung in ihrem Leben vorzunehmen. Das ist nicht einfach, ist mir vollkommen klar, aber das ist tatsächlich unser Ziel. Und ich möchte auch in meiner Umgebung hier, habe mich ja auch um Flüchtlinge gekümmert und einem Flüchtling konnte ich helfen, dass er erst mal Deutsch gelernt hat und dass er einen Beruf lernen konnte. Jetzt inzwischen Maler ist, hat er die Gesellenprüfung gemacht, hat seinen Führerschein gemacht und er sagt mir ganz klar: Wenn ich, wenn ich nicht euch getroffen hätte, hätte ich das nicht geschafft. Es wäre nicht möglich gewesen. Und in dieser Weise möchte ich gerne in Erinnerung bleiben, dass sie dann auch den Weg mit Jesus gehen. Das kann man natürlich nicht erzwingen, sondern das muss man, das muss der Geist Gottes ihnen wirklich deutlich machen. Das ist mir, wäre mir ein Anliegen. Mein Anliegen wäre, dass Leute Jesus finden und ihr Leben Jesus zur Verfügung stellen.
Albert: Finde ich ein schönes Ziel. Hast du noch Zukunftspläne?
Fritz: Meine Zukunftspläne, ich natürlich jetzt sehr stark bin, ich bin sehr stark engagiert mit mit Bangladesch und mit den Schulen. Und das sind meine Zukunftspläne. Ich möchte gerne, dass die Ziele umgesetzt werden, dass die Schulen selbstständig werden können, auch finanziell unabhängig werden vom Westen. Das ist mir von Anfang an ein Anliegen gewesen und da sind wir noch nicht am Ende. Das wäre mein Ziel, dass das tatsächlich funktioniert.
Albert: Okay, schön. Fritz, Vielen Dank. War mir eine Freude, hier nochmal die zweite Aufnahme zu machen. Und ich denke vielleicht ja, hören wir eines Tages mal noch mehr. Ja, aber wünsche dir weiterhin noch viel Gelingen, jetzt auch im Aufbau oder in der Übergabe der Leitung. Und ja. Bis zum nächsten Mal. Danke.