“15 Jahre später sitzen wir hier mit vier Kindern, die wir auf einmal adoptiert haben” – Ana und Andy Fronius, Adoptiveltern

Andy Fronius

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Mittlerweile sind Andy und Ana eine kleine Berühmtheit in Rumänien: Als Ehepaar haben sie vier Kindern ein neues Zuhause geschenkt. Welche Hintergründe und Schwierigkeiten sie hatten, aber auch ihre neuen Herausforderungen, beschreiben sie in diesem Podcast.

Albert: Hallo, herzlich willkommen, Ana und Andy. Es freut mich sehr, euch heute bei den Meminto Stories Podcast dabei zu haben. Weil das Leben erzählt die besten Geschichten und eure Geschichte ist mir ganz besonders aufgefallen. Soweit ich weiß, habe ich euch vor zwei Jahren irgendwo auf einer Onlineplattform gesehen und bin mit dem Andy ins Gespräch gekommen. Und in diesen letzten zwei Jahren habe ich angefangen, euch zu folgen und euer Leben und das, was ihr macht, das hat mich erstaunt und es hat mir aber auch Fragen gestellt. Und diese Fragen würde ich euch gern stellen. Einfach aus dem Grund, weil ich glaube, dass ihr was Tolles zu erzählen hat.

Ana: Hey, danke.

Andy: Freue mich, mit dir unterwegs sein zu können. Bin echt gespannt auf heute.

Albert: Sehr gut. Ich sehe hier für alle, die uns jetzt auch im Video zuschauen, eine tolle Location. Darf ich mal ganz kurz so rein fragen: Wo befindet ihr euch gerade? Was ist das für eine Werkstatt?

Andy: Wir sind gerade in Rumänien, in dem Studio von Mr. Jugendarbeit. Das ist unsere Arbeit, die wir angefangen haben. Eine Plattform für Eltern und Mentoren. Und hier nehmen wir Videos auf für eben Eltern. Und hier schreiben wir auch einen Newsletter für Jugendarbeit, haben ein paar 1000 Eltern und Mentoren, die da abonniert sind. Genau das ist die Content Creation Schmiede, aber nicht zu Hause bei uns, genau.

Ana: Fünf Minuten entfernt.

Albert: Ich erreiche gerade in Rumänien, das ist ja auch mal spannend. Ja.

Ana: Genau.

Albert: Könnt ihr mir so ein bisschen was zu euch beiden erzählen? Wer seid ihr? Wo habt ihr euch kennengelernt und was zeichnet euch aus?

Andy: Das ist meine wunderschöne Frau. Wir haben vor 15 Jahren geheiratet und kennengelernt haben wir uns in Rumänien. Wir beide haben ein Heartbeat, eine Leidenschaft für Gott einerseits und andererseits auch die Welt zu verändern, so Weltveränderer, das wollte ich immer mal sein. Und mit Ana habe ich so eine gefunden, mit der man das richtig gut kann.

Ana: Danke.

Albert: Das klingt unglaublich schön. Ana, willst du auch noch was dazu sagen?

Ana: Ich fühle mich geehrt, wie mein Mann mich sieht. Ja, ich wurde in Rumänien geboren und hier aufgewachsen und habe dann, bin nach Deutschland gezogen, nachdem wir vor 15 Jahren geheiratet haben. Aber seit viereinhalb Jahren bin ich wieder in Rumänien, sind wir wieder in Rumänien.

Andy: Wir haben vorher Jugendarbeit gemacht und hatten dann den Eindruck, es ist Zeit, dass wir, weil wir gefragt wurden im Adoptieren. Wir wollten adoptieren und haben dann von vier Kindern gehört, die verlassen wurden und haben darüber gebetet und uns gefragt: Machen wir das? Sind wir verrückt, wie verrückt sind wir? Okay, wir machen das. Die vier Kids brauchen Eltern und sind dann nach Rumänien gezogen, zurückgewandert, ausgewandert. Wie auch immer man das nennt, heruntergekommen. So nennen das die Siebenbürger, die Sachsen, die wieder zurück nach Rumänien kommen. Die nennen sich die Heruntergekommenen. Jetzt sind wir wieder hier.

Albert: Okay, vielen Dank. Ja, da wollte ich auch gleich noch mal drauf eingehen. Wenn ich aber jetzt euch beide so anschaue. Andy, du bist aus Deutschland, Ana, du aus Rumänien. Wie seid ihr denn überhaupt zusammengekommen? Über diese hunderte Kilometer?

Ana: Ja. Also, der Andi wurde eigentlich in Deutschland geboren. Er ist Siebenbürger Sachse, in Rumänien, in Rumänien. Sorry, ich habe Deutschland gesagt, Rumänien, meine ich. Er Siebenbürger Sachse und hat ja deutsche Wurzeln, wurde in Rumänien geboren, hat immer Deutsch gesprochen zu Hause, aber als er drei Jahre alt wurde, ist er nach Deutschland gezogen und dann ist er immer wieder zu Besuch nach Rumänien gekommen. Und als wir 18 und 19 Jahre alt waren. Da haben wir uns kennengelernt.

Andy: Es war so, dass meine Mutter ein Frauenhaus in Rumänien gegründet hat und direkt gegenüber hat ein Pastor mit seiner Familie gewohnt und ich wollte zum letzten Mal nach Rumänien kommen, um mir dieses Frauenhaus anzuschauen, denn danach wäre ich zur Bundeswehr gegangen, wollte mich als Kampfpilot verpflichten, T1 gemustert, also direkt nach dem Abi die Offizierslaufbahn einschlagen und hatte dann aber einen Unfall, einen Parcoursunfall. Also kennst du das vielleicht, wenn man von Hausdächern springt und sich abrollt? Wir hatten da so eine Gruppe von Leuten, die einfach mal Parkour geschrien hat und über irgendwas drüber gesprungen ist. Bei einem Mal drüber springen über eine Parkbank habe ich das Schultergelenk kaputt gemacht am rechten Arm und konnte dann eben nicht zu einem Termin bei der Bundeswehr und bin stattdessen eben ein letztes Mal nach Rumänien gekommen. Und da habe ich Ana kennengelernt, wollte Fußballspielen mit ihren Geschwistern und sie hat die Tür aufgemacht und es war fast Liebe auf den ersten Blick. Aber ich habe sie aus Versehen, nicht aus Versehen, aus Spaß am ersten Abend noch gefragt, ob sie mich heiraten will. Aus Spaß wurde Ernst und drei Tage später waren wir zusammen. Drei Monate danach verlobt, ein Jahr danach verheiratet. 15 Jahre später sitzen wir hier bei dir im Podcast mit vier Kindern, die wir auf einmal adoptiert haben.

Albert: Lass mich da noch mal kurz zurückgehen. Du gehst nach Rumänien. Du siehst Ana und du fragst sie direkt, ob sie dich heiraten will. Und dann geht das so ein paar Tage und dann seid ihr schon zusammen. Habe ich das richtig verstanden?

Andy: Das war Spaß. Das war Spaß. Aber wir haben uns echt gut verstanden, unterhalten. Wir sind um die Häuser gezogen am ersten Abend und haben nur geredet. So viele Kinder willst du haben? Oh ja, ich auch. Und was willst du später mal machen? Oh ja, ich auch. Und es hat gepasst. Ich dachte so: Jawoll, ich bin so was wie Nicolas Graf von Zinzendorf, der seine Streiterehe gefunden hat.

Albert: Das klingt auf jeden Fall nach Traum. Ich glaube, so eine Liebesgeschichte hört man wirklich nicht allzu oft. So weit weg. Und du oder ihr beide habt es schon angesprochen. Wenn man euch auf Instagram verfolgt und auch auf anderen Kanälen, dann sieht man euch jetzt mit vier Kindern. Warum habt ihr die und wie ist das gekommen und wie habt euch dazu entschieden zu adoptieren?

Ana: Ja, wir haben eigentlich ziemlich von Anfang an unserer Ehe entschieden, Kinder zu haben, biologische Kinder. Aber es hat nicht geklappt. Wir haben immer wieder Ärzte besucht und geschaut, woran es liegen könnte. Und dann hatten wir nach ein paar Jahren erfahren, dass wir eigentlich nur um die 3 % Chance hatten, biologische Kinder zu haben. Aber durch in vitro würde es dann gehen, biologische Kinder zu haben. Und in der Zeit, als wir gewartet haben, haben wir natürlich auch gebetet und Gott gefragt, was er für uns vorbereitet hat. Und wir haben stark gespürt, dass wir eigentlich adoptieren sollten. Ganz am Anfang war ich ein bisschen nicht skeptisch. Ich hatte Angst und war zögerlich. Der Andy hatte von Anfang an unserer Ehe davon gesprochen, dass er gerne, nachdem wir 3 bis 5 biologische Kinder hatten, jetzt lacht er, wir waren noch jung. Dass wir ein, zwei Kinder adoptieren sollten, aber der Gedanke Adoption war mir sehr fremd und aber mit der Zeit hat Gott gearbeitet in mir und hat mich verändert und mir ein Herz für Kinder geschenkt.

Andy: Für Adoption Kinder. Du konntest schon immer besser mit Kindern als ich.

Albert: Ihr sprecht ein Thema an, das jetzt gerade auch für viele aktuell ist. Kinderlosigkeit, um einfach mal direkt nachzufragen: Wie seid ihr denn damit umgegangen, das als ihr das gemerkt habt, dass es wahrscheinlich unwahrscheinlich ist, dass ihr keine eigenen Kinder haben werdet? Was hat das mit euch gemacht?

Andy: Dass war direkt nach ziemlich. Nach fast einem Jahr haben wir gesagt, wir wollen Kinder, nach sechs Monaten, genau. Es war Januar 2008. Wir sind unterschiedlich damit umgegangen. Ich dachte mir, ich bin ja noch mitten im Studium und das hat ein bisschen Zeit. Und dann später habe ich gedacht, vielleicht wäre es gut, noch an meinem Charakter zu arbeiten, dann wäre ich ein besserer Vater. Ich habe gedacht, die Zeit kann man nutzen, um sich vorzubereiten. Dann später habe ich gedacht, vielleicht ist es einfach besser, wenn ich dann einfach, wenn wir uns in andere Kinder und Jugendliche investiert haben, in die Jugendarbeit gegeben. Bei dir war es aber anders. Du hast nämlich Leute gesehen, die aus Versehen schwanger werden und Ups. Und das macht was mit einem. Oder wenn man Leute sieht, die sagen, man muss einfach mehr dran arbeiten, also man fragt sich: liegt es an mir, was muss ich ändern? Oder ist das ungerechte Welt, dass die ganzen Spannungen mit mir durchgegangen, bis wir dann gesagt haben okay, wir adoptieren, sind auf eine Warteliste gekommen, einen Kurs gemacht im Landkreis Lörrach, haben gewartet, sind dann aber in die Schweiz gezogen und wurden damit dann von der Warteliste runtergenommen, weil die Schweiz ist ja nicht europäisches Ausland für Deutschland.

Albert: Und ihr sprecht jetzt oft so über euren Glauben und gleichzeitig macht das ja was mit einem. Hat euch das irgendwie in eurem Glauben, vielleicht definiert ihr mal glauben? Was bedeutet das für euch?

Andy: Für mich ist das Vertrauen, dass Gott existiert, mich liebt, eine Beziehung zu mir haben will und ist eine Überzeugung, ein Festhalten an dem, was man nicht sieht. Ich habe Theologie studiert, jetzt kommen automatisch die ganzen Texte.

Albert: Und was hat das mit eurem Glauben gemacht, als ihr gemerkt? Also, ich gehe mal davon aus, jeder gläubige Mensch glaubt, dass Gott etwas Gutes für einen will. Und ihr könnt jetzt aber einen eurer größten Herzenswünsche nicht erfüllt bekommen. Was macht es mit dem Glauben?

Ana: Ja, am Anfang war es ziemlich schwierig und wir hatten gebetet und geweint. Und es war nicht. Es war nicht einfach für uns und wir haben schon darunter gelitten. Aber dann mit der Zeit haben wir gemerkt, dass wir sollten eigentlich das Leben hier und jetzt genießen und dass Gott schon das Beste für uns vorbereiten wird. Und so haben wir angefangen, Gott zu vertrauen und ihm Raum zu geben, dass er alles vorbereitet.

Albert: Wart ihr denn in irgendeiner Lebenssituation enttäuscht von ihm?

Andy: Das ist interessant, was du jemals enttäuscht? Ich glaube, ich bin von der Prägung her so aufgewachsen, dass man den Fehler eher bei einem selbst sucht als bei Gott. Mit Respekt und Ehrfurcht vor Gott. Bewunderung. Und vielleicht habe ich. Und wahrscheinlich auch, weil ich einen Migrationshintergrund habe und dankbar war für die Privilegien, die man hat, in Deutschland aufzuwachsen, habe ich mir automatisch, wahrscheinlich nie Gott Vorwürfe gemacht, sondern immer gesagt, es könnte schlimmer sein. Ich könnte ja noch in Rumänien wohnen, oder es könnte schlimmer sein. Genau. Und das ist ja eines. Ja, aber ne ich glaube. Gott, habe ich nicht. Ja.

Albert: Ich frage gezielt nach, weil ich kenne natürlich auch aus meinem Freundeskreis Menschen, die genau das gleiche Schicksal geteilt haben und bei denen wir dann nach und nach schon auch, ja Risse im Glauben festgestellt haben. Will Gott wirklich das Beste für mich? Und warum können alle anderen das haben und ich nicht und so? Das macht ja irgendwann schon was mit einem. Man wird traurig. Und ja, das ist eben die Frage, hat euch das auch betroffen oder habt ihr etwas anderes geschaut?

Ana: Also am Anfang war die Gefahr da, würde ich jetzt sagen, aber wie der Andy schon gemeint hat, wir waren anders geprägt. Wahrscheinlich auch. Mein Vater ist Pastor und ich habe jeden Tag Gottes Wort gehört. Und es war und es wurde uns so beigebracht, dass Gott immer das Beste für uns hat. Und dann haben wir irgendwie auf das vertraut und haben uns entschieden, das zu glauben.

Andy: Ja entschieden, das war ein wichtiger Schritt.

Ana: Öfters Tage, wo wir geweint haben und wo wir uns gefragt haben, wieso wir und wozu und wie. Wir haben echt gedacht, es ist eigentlich ungerecht. Wir hatten ein Herz für Kinder. Wir wären gute Eltern gewesen, aber andere werden schwanger aus Versehen und wünschen sich die Kinder nicht. Und da hatten wir uns schon gefragt, wieso Gott so was zulässt. Aber dann sind wir wieder zurück zu Gott gekommen und haben wieder die Gedanken bekommen und die Ruhe, dass eigentlich Gott schon einen Plan für uns hat und das Beste für uns vorhat.

Albert: Vielen Dank für diese ehrlichen Einsichten, die man ja auch erst mal zugeben muss. Ja, und jetzt fast forward. Dann ist irgendwas passiert, dass ihr euch entschlossen habt. Oder ihr seid von der Warteliste runtergekommen, weil in die Schweiz seid. Und jetzt habt ihr doch vier Kinder, die nebenbei so glücklich aussehen. Was ist dann passiert?

Andy: Wir waren gerade in der Schweiz angekommen, haben noch in den Umzugskartons gelebt und da kam dieser Anruf aus Rumänien, dass eben von dem Werk, der Non Profit Organisation von meiner Mutter sind viele Sozialarbeiter, die arbeiten mit Behörden, dass eben vier Kinder verlassen wurden, jetzt ins System gekommen wären, aufgeteilt worden wären, ob wir sie nicht adoptieren wollen, weil sie wussten, dass wir adoptieren wollen. Dafür hätten wir aber, wir haben dann erst mit den Ämtern abgeklärt. Eine internationale Adoption wäre nicht möglich gewesen. Das heißt, wir mussten hinziehen und sie aufnehmen, übers Pflegesystem gehen. Und das haben wir dann gemacht. Anna hat ihre Koffer gepackt, also drei Monate später, August 2017 und ist mit zwei Koffern nach Rumänien geflogen, ausgewandert und ich habe dann die Wohnung aufgelöst und bin dann noch gependelt, bis dann alles sich eingespielt hat. Und die Adoption hat dann tatsächlich über drei Jahre gedauert.

Ana: Dreieinhalb, sogar.

Albert: Dreieinhalb Jahre.

Andy: Dreieinhalb und drei Jugendämter und Gerichtsbesuche und viel Warten auf und ups, mit vielen kleinen Abenteuern.

Albert: Wie waren die Kinder, als ihr sie zum ersten Mal gesehen habt?

Andy: Welches Wort würde sie am besten beschreiben?

Ana: Kleine, süße, Wilde.

Andy: Ja, wild. Ich dachte auch an Wild. Das kann man sich schwer vorstellen.

Albert: Das ist es. Deswegen frag ich.

Andy: Wir haben sehr viel Hilfe gesucht. In Anspruch genommen. Fachleute in Deutschland angefragt, in Rumänien Therapeuten. Wir hatten Logopädie, wir hatten den Support für uns wurde gekocht. Ohne das hätten wir nicht geschafft. Ehrlich, vier Kinder auf einmal mit dem Hintergrund. Das Leben hat sich nach Familie und Institution angefühlt. Fürs Erste ja, definitiv.

Ana: Ja. Wir mussten Ihnen alles neu oder überhaupt beibringen. Ja, sie konnten ihren Namen nicht richtig aussprechen.

Andy: Und nicht bis fünf zählen.

Ana: Obwohl sie schon ziemlich alt waren. Sechs Jahre alt, eigentlich schon die Älteste. Und Regeln kannten sie nicht.

Albert: Dann habt ihr eine ziemliche Aufgabe mit aufgenommen. Auf euch und viel, viel Arbeit mit ins Haus geholt. Womit werdet ihr jetzt belohnt?

Andy: Mit Podcast Interviews.

Ana: Mit Liebe.

Andy: Mit der Anerkennung, ihr seid verrückt.

Ana: Man fühlt sich schon erfüllt und die Kinder sind schon dankbar und wir fühlen uns so, wie wenn sie unsere eigenen Kinder wären.

Andy: Und was man auch sieht, ist die Entwicklung. Und das ist cool. Wenn man, wenn man sieht, wo sie waren und wo sie jetzt sind, denkt man Huch, richtig cool, was Gott da gemacht hat, was sich da entwickelt hat. Also das lässt dann wieder hoffen. Aber wenn man sich nur auf die Situation immer wieder konzentriert, man: Oh so viel Arbeit, oder.

Albert: Da kann ich euch das Statement geben. Ich habe das ja auch so ein bisschen mit beobachtet. Und ich finde auf jeden Fall. Es kommt immer sehr authentisch rüber, wenn ihr auch online seid. Ich weiß, ich habe selbst drei eigene Kinder und wenn man sich da mal filmt, ja, als Papa, auch beim Spielen und so, das kann manchmal auch anders aussehen. Aber na ja, bleibt das mal unter uns. Aber bei euch sieht das auf jeden Fall sehr authentisch aus.

Andy: Dankeschön.

Ana: Geben uns Mühe.

Albert: Oh ja. Okay. Ja. Worauf beschränken sich denn gerade jetzt im Moment eure Aufgaben, wenn ihr über euer gesamtes Leben nachdenkt, das heißt, wie viel Zeit nimmt jetzt, nehmt, nimmt jetzt diese Kinder Horde in Anspruch, wenn ihr ja noch viele andere Sachen zu tun habt?

Andy: Also ich habe jetzt gerade Praktikanten hier im Studio und er lebt mit uns, erlebt alles so mit und es ist echt krass, was er auch so spiegelt ist: Familie ist die eigentliche Arbeit. Und wenn wir da ins Büro kommen, um an Mr. Jugendarbeit zu arbeiten, ist es Freizeit. Also die eigentliche richtige Arbeit, die harte Arbeit ist, ist zu Hause und die eigentliche Arbeit ist Erholung, wenn man das hinkriegt. Ich glaube, das ist so. Die Kids nehmen sehr viel.

Albert: Interessanterweise höre ich das oft von meiner Frau, die dann sagt: Ich würde auch gern arbeiten gehen. Ich war mal auf LinkedIn und ich habe gesehen, Andy, dass bei dir steht, du kannst sechs Sprachen sprechen, warum und wozu brauchst du sechs Sprachen?

Andy: Deswegen soll man nicht betrügen auf Social Media? Ja, es sind ja drei tote Sprachen. Ich habe Theologie studiert und das, das sind Sprachen, die man heute nur noch mit einer Software. Richtig. Also Latein, Griechisch, Hebräisch. Ich habe sechs Jahre Theologie studiert in Basel. Das ist ein Set von toten Sprachen, die man eigentlich nicht wirklich braucht.

Ana: Wenn man die Bibel auslegen möchte.

Andy: Genau. Aber ich glaube, es kann auch eine Software machen, die macht es auch besser. Und dann.

Albert: Okay. Das heißt, die Hälfte der Sprachen sind eher so eine Arbeitssprache im theologischen Bereich und die anderen, das wäre dann Deutsch, Rumänisch.

Andy: Englisch und die sprechen wir täglich zu Hause im Gemisch. Also unsere Kids sprechen mittlerweile Deutsch und Englisch und.

Ana: Rumänisch natürlich.

Andy: Ja, genau.

Albert: Okay, und wahrscheinlich seid ihr in Deutsch und Rumänisch am sichersten.

Andy: Ja.

Ana: Also der Andy Deutsch und Englisch am sichersten.

Andy: Ich konnte vorher gar kein Rumänisch, wir sind nach Rumänien gezogen. Für mich war es eine Fremdsprache. Ich habe bei null angefangen. Die Kids haben mir Rumänisch beigebracht. Ich habe ihnen Deutsch beigebracht, das war so. Anna ist rumänischsprachig, Rumänisch ist ihre Muttersprache und Englisch ist jetzt die Schule für die Kids. Das heißt, sie haben täglich sechs Stunden Englisch.

Albert: Jetzt wollte ich euch noch fragen, ihr seid ja viel rumgekommen. Welches Land empfindet ihr im Moment als eure Heimat? Ist es Deutschland, ist es Rumänien oder.

Andy: Das ist der wunde Punkt. Ich glaube, das beschreibt unsere größte. Unser großes Fragezeichen. Wir beten wir als Familie. Setzen uns im Kreis. Jeden Sonntag diskutieren. Was glaubt ihr, wo sollten wir als Nächstes hinziehen? Dadurch, dass die Adoption abgeschlossen ist, sind wir frei. Zum ersten Mal nicht mehr vom Jugendamt abhängig und wir haben gesagt, wir lassen uns ein Jahr Zeit nach der Adoption und prüfen dann gemeinsam, was unsere Familien Berufung ist, wo wir kompatibel wären. Jeder hat sich eine Pro Contra Liste gemacht Wünsche und jetzt, jetzt sind wir in dieser discerning Phase, in der Phase, wo wir alles gewichten und schauen, wo wir offen für alles sind außer Sibirien. Ich will nicht in ein kaltes Land oder so.

Albert: Gibts denn eine Präferenz?

Andy: Heimat. Es hat sich für uns immer dort gezeigt, wo viele Ausländer waren, also dadurch, dass wir sowieso multi-

Ana: Kulturell.

Andy: Multikulturell. Genau. Ich habe ja für eine amerikanische Organisation vorher gearbeitet in der Schweiz mit internationalen Schülern. Unsere Gemeinde, Kirche war international voller Expats. Hmmm.

Ana: Wir sind fast Heimatlose.

Andy: Ich scheue mich davor, das Wort heimatlos zu nehmen. Denn das, dafür gibt es ein fancy Word, das sind Expats, also kein armer Heimatloser, sondern irgendwie dazwischen. Ich denke, genau.

Ana: Aber eher in Deutschland würden wir uns wohlfühlen. Wohlfühlen, glaube ich.

Andy: Ja, ja, ich weiß nicht. Ich mag die Sicherheit in Deutschland und die Freiheit in Rumänien. Ich mag aber auch, dass die Einstellung kulturelle Einstellung von den Amis wir können das schaffen. Wo ist denn da das Problem? Die deutsche Angst brauchen wir doch nicht. Ich sehe die Vorteile in all den Kulturen.

Albert: Wenn ich euch so anschaue, würde ich euch bestätigen, Ihr seht eher frei aus. Das heißt, Heimat ist für euch da, wo euer Herz ist. Und das ist, glaube ich, etwas, das auf euch zutrifft. Ihr könntet euch überall wohlfühlen.

Ana: Das stimmt wohl.

Albert: Ja, wo seht ihr denn jetzt, wenn wir darüber sprechen, eure Berufung? Familiär und beruflich. So in den nächsten Jahren. Was ist, was würdet ihr euch wünschen, auch in Anbetracht jetzt der Kids, aber auch für euch selbst?

Andy: So Wunsch unabhängig von Wirklichkeit. Okay, also du willst den Zauberstab und können entscheiden. Das wird, was würdest du dir wünschen?

Ana: Wo wir unsere Berufung sehen?

Andy: Okay, also, wo würdest du denn Berufung wünschen?

Ana: Also, erst mal sehe ich meine Berufung, dass ich die Kinder, den Kindern eine gute Mutter bin und dass ich ihnen, dass ich das Beste gebe, sie gut zu erziehen und sie liebevoll zu erziehen, dass sie Gott kennen, so wie ich ihn kenne. Und dann auch, dass ich eine Inspiration für andere Frauen sein kann, also durch mein alltägliches Leben. Dass sie dann sehen, dass das Leben auch Freude machen kann, dass das Leben mit Adoptivkinder auch schön sein kann und ja.

Albert: Steht ihr denn anderen Eltern auch bei Fragen zur Verfügung? Ist das eine Art Berufung, die ihr auch sieht, dass ihr so sagen könnte, wenn andere Menschen das Gleiche durchleben wie wir? Können wir denen jetzt helfen aufgrund unserer Erfahrung?

Andy: Das passiert bei dir ganz häufig, dass Leute dich fragen über den Instagram Account.

Ana: Ja, das stimmt. Ja, es passiert schon öfters. Meistens, wenn es um Adoption geht. Dass sie dann wissen, welche Schritte man machen kann oder wie wir Mut bekommen haben oder wie wir ein Herz für Adoption bekommen haben. Dann kommen so die Fragen und wir erzählen über das, was uns geschehen ist, wie es mit uns war. Aber auch wenn es um Kindererziehung geht, dann bekommen wir auch ganz viele Fragen, auch weil wir unsere Kinder ein bisschen anders erziehen wie die rumänischen Eltern, das ja.

Andy: Der kulturelle Kontrast ist bei uns halt noch mal zusätzlich da. Wir sind die erste Familie, die vier Kinder auf einmal adoptiert hat, in Rumänien. Das hat mediale Aufmerksamkeit mit sich gezogen. Gleichzeitig haben wir dann aber auch die christliche Komponente und die westliche Komponente. Also ich bin ja deutsch, wir sind beide deutsch geprägt, auch noch. Und das macht viel mit einem. Dann gucken die Leute extra noch und die Kinder. Dann ist auch noch die Rassismus-Komponente da, die eine große Rolle spielt. Unsere Kinder sind ja Roma Kinder. Und da es gerade für Rumänen noch mal ein besonderes Augenmerk drauf. Okay, wie machen die das jetzt? Und das kommt an und da fragen Leute auch Ja.

Albert: Andy, du sagtest gerade ihr seid die erste Familie, die vier Kinder aufgenommen hat. Das hat mediales Interesse erzeugt. Welchen Status habt ihr jetzt in Rumänien? Ich habe gesehen, da war eine Fernsehshow, wo ihr drin wart.

Andy: Ja ich auch. Ich hab mich total gewundert. Wirklich. Ich hätte, ich dachte mit: Wen interessiert? Wir adoptieren da vier Kinder und sind da schon drei Jahre und keiner meldet sich. Auf einmal schreiben alle möglichen Fernsehsender an, aber es ist schon cool, die Aufmerksamkeit. Aber dadurch, dass ich sowieso kein rumänisches Fernsehen gucke, ist es für mich so cool, wenn es denen gefällt. Ja. Es ist schön, die Aufmerksamkeit oder erkannt zu werden, dann auf einmal in Geschäften. Das ist uns jetzt vor paar Tagen passiert. Ich wollte eigentlich immer in Deutschland bekannt werden. Und jetzt in Rumänien ist halt was ganz anderes. Also bin ich zu ehrlich?

Ana: Wir hoffen, dass wir durch unsere Medienpräsenz mehrere Familien inspirieren und dass sie dann auch ein offenes Herz für Adoption bekommen und für ein schönes Familienleben eigentlich.

Andy: Ja, genau das ist uns wichtig, dass wir Leuten helfen, sie inspirieren, ihre Energie und Zeit in gute Beziehungen und Abenteuer in Familien zu investieren. Und ich glaube, da ist auch die Überschneidung von allem, was wir machen, der Mittelpunkt Beziehung, Abenteuer, Jesus. Die drei zusammen so vielen Leuten wie möglich als Geschenk geben und sie motivieren, unterstützen, dass sie ihre Zeit in Beziehung. Und ich glaub, Beziehungen sind das Wichtigste im Leben. Viel wichtiger als der Job oder Geld oder was sonst noch so gibt. Ja.

Albert: Apropos Job, Geld, Berufung. Wovon lebt ihr gerade? Hast du einen Job? Seid ihr? Habt ihr. Habt ihr etwas womit? Wo ihr eurer täglichen Arbeit nachgeht? Oder wie? Wie unterhaltet ihr jetzt diese vier Kinder und euch?

Andy: Ja, wir. Ich habe einen Verein gegründet, der heißt Mr. Jugendarbeit in Basel. Und über den sammle ich Spenden und bekomme dann Gehalt. Wir haben eine Organisation dahinter, die das alles betreut, die Schweizer Missionsgesellschaft. Und dort bin ich dann angestellt und an den Verein ausgeliehen. Also ich habe einen Chef in der Schweiz, der guckt, dass alles seine rechtliche Seite hat. Und ich würde sagen, die Hälfte von unserem Einkommen kommt dann über Spenden über diesen Verein. Und wenn der wächst, dann kann ich dann auch irgendwann all in gehen und die andere Hälfte durch Freelancarbeit. Ich mache Marketing und Gen-Z Fortbildung, unterstütze Firmen, alle möglichen Firmen im Marketingbereich. Ja.

Albert: Okay, alles klar. Das heißt, man kann euch also auch unterstützen? Und das Geld kommt auf jeden Fall auch an sehr authentischen Stelle an.

Andy: Danke

Albert: Ja, ich danke euch auf jeden Fall jetzt für die Zeit, die ihr hattet, mit mir darüber zu sprechen. Ich hoffe, wir konnten auch andere, vielleicht Eltern, die mit ähnlichen Problemen kämpfen. Und die Fragen: Wo kann das alles hinführen, eine kleine Inspiration geben. Und sagt doch noch mal ganz kurz: Wie kann man euch folgen? Wo, wo seid ihr am meisten aktiv?

Ana: Ich auf Instagram.

Andy: Ana Fronius auf Instagram. Das ist vor allem Rumänisch. Und ich Andy Fronius auch auf Instagram oder Mr. Jugendarbeit.com oder Mr. Jugendarbeit auf Instagram. Das ist dann das Deutsch, der deutschsprachige Outlet. Ich konnte mich immer noch nicht entscheiden, welche Sprache ich auf meinem Social-Media-Kanal Media Kanal fahre. Also es ist ein Durcheinander wie bei unseren Kindern auch zu Hause.

Albert: Alles klar, dann hoffen wir, dass unsere Hörer das auch erreicht. Und da bin ich mir relativ sicher. Und ich bedanke mich für eure Geschichte und wünsch euch beiden auf jeden Fall noch ganz viel Gelingen mit den Kindern. Segen auch und natürlich auch für eure privaten und persönlichen Ziele. Das beste und alles, was ihr euch selbst wünscht.

Ana: Vielen Dank.

Andy: Danke für die Zeit.

Albert: Sehr gerne.