Kindheitserinnerungen – Wie Opa als Junge heimlich Auto fuhr

Kindheitserinnerungen

Opa war einer, der uns alle gern an seinen Kindheitserinnerungen teilhaben ließ. Er konnte so lebhaft und ausschmückend erzählen, dass man meinte, man sei bei seinen Erlebnissen leibhaftig dabei gewesen. Und er hat viel erlebt in seiner Kindheit. Eine Kindheit, die geprägt war von den Ereignissen des zweiten Weltkrieges und der Nachkriegszeit. Aber interessanter Weise hatten Opas Erzählungen selten etwas mit den Kriegsereignissen zu tun. Gut, ein paar Begebenheiten, die mit Soldaten und Fliegeralarm und so weiter zu tun hatten, kamen immer wieder mal vor. 

Aber ich glaube, dadurch dass Opa erst drei Jahre alt war, als der Krieg begann, hat er die Schrecknisse gar nicht so wahrgenommen und erst später realisiert, was dieser Krieg für die Menschheit bedeutete. Hinzu kam, dass er als Kind in einem relativ kleinen Dorf aufgewachsen ist, was für die Alliierten scheinbar nicht so von großer strategischer Bedeutung war.

Aufgewachsen in einem strengen Elternhaus

Opas Eltern müssen wohl recht streng gewesen sein. Aber wenn Opa so erzählte, was er und seine Kumpels so alles angestellt haben, dann kann man schon verstehen, warum seine Mutter oder sein Vater damals oft so streng reagiert haben. Opa hatte einen älteren Bruder und eine jüngere Schwester, die er innig liebte. Das lag wohl daran, dass er 11 Jahre älter war und er schon so etwas wie einen Beschützerinstinkt entwickelt hatte. Sein älterer Bruder muss eine ziemliche Petze gewesen sein, der sich gern bei den Eltern einschmeichelte. Jedenfalls schnitt der Bruder bei den Kindheitserinnerungen von Opa nicht so gut ab.

Immer wieder sonntags

Es war eine schöne Tradition, dass unsere Großeltern, also die Eltern meiner Mutter, sonntags immer zum Abendessen kamen. Bis auf wenige Ausnahmen über Jahre hinweg, wirklich jeden Sonntag. Man hatte das Gefühl, dass das nicht nur für uns Kinder besonders schön war, nein Opa und Oma kamen richtig gern zu uns und Opa war immer total gut drauf. Es war ihm immer sehr wichtig, dass da sonntags bloß nichts dazwischenkam, was einen Besuch bei uns verhindert hätte. Ein Grund dafür könnte auch unser reich gedeckter Tisch gewesen sein, denn Opa aß immer sehr gern und hatte mitunter interessante Kombinationen auf seinem Teller. Rosinenstuten mit Leberwurst, sehr gewöhnungsbedürftig.

Und dann gab er immer seine Kindheitserinnerungen zum Besten. Wie er sich mit seinem Fahrrad an einen LKW gehängt hatte und sich bis nach Plettenberg  ziehen ließ. Damals fuhren die LKWs ja noch nicht so schnell, aber wenn das seine Eltern gewusst hätten, dann hätte es bestimmt ein paar ernste Worte gegeben. Überhaupt, Plettenberg, da lebten Verwandte von Opa, und wenn er die verwandtschaftlichen Beziehungen in allen Einzelheiten erklären wollte, dann schalteten wir meistens ab. Denn da blickte wirklich keiner durch.

Opa war ein Autonarr

Opa liebte Autos – und das bis ins hohe Alter. Er konnte sich begeistern für alles, was vier Räder hatte, allerdings auch für alles was zwei Räder hatte. Hauptsache ein kerniges Motorgeräusch und viel PS. Autos kamen in seinen Kindheitserinnerungen immer wieder mal vor. Oft hat er erzählt, wie er sich mit seinem Freund Gerd nachmittags an einer kurvenreichen Straße auf die Lauer legte, weil pünktlich um 16.10 Uhr der Schulrat mit seinem Motorrad nach Hause fuhr. An dem Anblick konnte Opa sich nicht satt sehen.

 Und die Nachkriegszeit, die Wirtschaftswunderjahre, das war ja eine Phase, in der das Thema Auto erst so richtig ins Rollen kam. Das hat er als kleiner Junge intensiv miterlebt und da wohl auch sein Faible für Autos und Zweiräder entdeckt.

Einmal ist Opa dann doch zu weit gegangen

An einem Sonntag im Januar 1950 ist Opa mit seiner Liebe zu Autos dann doch zu weit gegangen. Kein Mensch weiß, was ihn da geritten hat – und die Geschichte dient absolut nicht zur Nachahmung, liebe Kinder. Seine Eltern hatten Besuch, ziemlich viel Besuch sogar. Die Leute waren scheinbar wichtig, denn einige davon hatten schon ein Auto, was für die damalige Zeit schon eine Besonderheit war.

Die Gäste waren von Vater und Mutter in Empfang genommen worden und wurden, nachdem sie ihre Garderobe abgelegt hatten, ins Wohnzimmer geleitet. Die Kinder hatten sich auf ihre Zimmer zurückgezogen. Nur, schlafen konnte Opa nicht. Die Tatsache, dass da ein paar Autos vor der Tür standen, machte ihn ganz nervös. Hatte er das richtig in Erinnerung, dass einer der Gäste den Autoschlüssel in seine Manteltasche steckte, bevor er diesen ablegte?

Ein Griff in die Manteltasche

Opa öffnete einen Spalt breit seine Zimmertür. Im Flur war alles ruhig, und die Tür zum Wohnzimmer geschlossen. Die Eltern und ihre Gäste waren so in ihr Gespräch vertieft, dass die nicht mitbekommen würden, wenn er… Er zögerte noch. Warum, um alles in der Welt, war er damals so besessen von dem Gedanken, mit einem dieser Autos da draußen zu fahren? Dann ging alles sehr schnell. Ein Griff in die Manteltasche, Mist, leer. Neuer Versuch. Beim dritten Mantel hatte er Glück, wenn man das mal so nennen darf. Leise zog er die Haustür hinter sich ins Schloss. Das Haus lag etwas zurück, so dass drinnen auch niemand mitbekam, als draußen ein Auto gestartet wurde.

Außer Kontrolle

Wie gesagt, es war Januar, und die Winter damals waren noch echte Winter. Straßen wurden nur dürftig von Schnee und Eis befreit. Aber wen stört das schon, wenn man endlich am Steuer eines Autos sitzt, wenn man merkt, wie das Fahrzeug auf den Tritt aufs Gaspedal reagiert, beschleunigt, gekonnt wieder abbremst und man so wie ein alter Hase eine kleine Spritztour durch den nächtlichen Ort unternimmt. 

Opa muss es wohl ein wenig übertrieben haben, denn auf einer einsamen Straße außerhalb der Ortschaft passierte das, was passieren musste. Er verlor die Kontrolle über den Wagen, der ins Schleudern geriet und schließlich auf der Seite im Graben liegen blieb. Gott sei Dank konnte Opa das Auto unverletzt bei voller Gesundheit verlassen, aber was jetzt auf ihn zukam, das wollte er sich nicht ausmalen. Das war eher die Kategorie Kindheitserinnerungen, auf die man gern verzichtet hätte.

Natürlich kam alles raus

Belämmert stand er da vor einem deformierten Blechhaufen. Und war am Frieren. Denn schließlich hatte er nur seinen Pyjama an. Handy oder Smartphone gab es damals noch nicht, und überhaupt, es wäre wohl nicht eine so gute Idee gewesen, jetzt jemand anzurufen. Hatte ihn überhaupt jemand gesehen? Er könnte doch eigentlich zum Haus zurücklaufen, den Schlüssel wieder in die Manteltasche stecken und sich ins Bett verdrücken. Das klang nach einem guten Plan, der auch tatsächlich aufging. 

Als er schließlich bibbernd im Bett lag, draußen die Tumulte hörte, als die Gäste gingen, irgendwas von einem gestohlenen Auto hörte, da sah er sich schon aus dem Schneider. Wer soll schon auf die Idee kommen, dass ausgerechnet er der Übeltäter sei? Wobei, irgendwie war die Idee, den Schlüssel wieder in den Mantel zurückzutun schon ziemlich dämlich, damit lenkte er den Verdacht eigentlich direkt auf sich, schließlich war sein Bruder ja ein ganz braver Junge, der so etwas nie tun würde.

Irgendwie hat der Vater ihn rausgehauen

Durch Zeugenaussagen aufmerksamer Nachbarn und den Ermittlungserfolgen der Polizei war man Opa relativ schnell auf die Schliche gekommen. Oh man, was war da los. In der Familie, im ganzen Ort. Mutter war völlig aufgelöst und machte sich riesige Sorgen. Um ihren Sohn, den Ruf der Familie und was nicht alles. Aber Vater war total ruhig. Das war seine Stärke, so hatte Opa ihn in Erinnerung. Ziemlich streng, aber nach außen hin war ihm die Familie total wichtig. Und was er damals unternommen hat, daran hatte Opa keine Erinnerung. Aber irgendwie hat er ihn rausgepaukt und aus der Schusslinie genommen. Das hat Opa ihm hoch angerechnet, das war eines der bedeutendsten Erlebnisse seiner Kindheitserinnerungen.

Die Geschichte hatte Opa lange Jahre verdrängt

Wie gesagt, Opa hat immer viel über sein Leben erzählt, über die Jahre mit seiner Mutter und seinem Vater und der ganzen Familie. Aber die Geschichte mit dem Auto, die hat er erst ganz spät erwähnt. Die hatte er wohl irgendwie aus seiner Erinnerung verdrängt. Vielleicht war es ihm auch einfach nur peinlich. Oder er hatte Sorge, dass eins seiner Enkelkinder auch mal auf die Idee kommt, unerlaubter Weise Auto zu fahren. Das war so eine der Kindheitserinnerungen, die man vielleicht sogar lieber für sich behalten sollte.

Leider hat bei Opa dann irgendwann die Gesundheit nicht mehr mitgespielt. Die Sonntage, an denen sie zu uns kamen, wurden seltener, irgendwann hörten die Besuche ganz auf und damit auch die Erzählungen über seine Kindheitserinnerungen. Heute sprechen wir oft davon und rufen uns die einzelnen Begebenheiten in Erinnerung. Wenn er am Tisch saß und seine Brote belegte und mit Freude verzehrte. Und wenn dann irgendwann ein Stichwort fiel und Opa das zum Anlass nahm, ein paar Kindheitserinnerungen loszuwerden.

Opas Kindheitserinnerungen reichen für ein ganzes Buch

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Und manchmal denken wir, die Kindheit von Opa würde für ein ganzes Buch voller Erinnerungen reichen. Ein Buch, das er noch nicht einmal selbst hätte schreiben müssen. Habt ihr auch spannende Kindheitserinnerungen? Und glaubt ihr auch, dass man darüber ein Buch schreiben könnte? Schaut Euch doch einfach mal die Seite von Meminto.de an. Damit werden Erinnerungen lebendig gehalten und Erlebnisse an nachfolgende Generationen verlustfrei weitergegeben.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Romy

    Wunderbar geschrieben, immer gut zugehört wenn erzählt wurde !

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