Meminto bei der Höhle der Löwen – Der Erfahrungsbericht von Gründer Albert Brückmann

Höhle der Löwen
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Über Albert

Hallo! Ich bin Albert, Ehemann, Vater von drei Söhnen und Gründer von Meminto Stories. Meine Mission ist es, Menschen auf der ganzen Welt zu inspirieren, ihre Lebensgeschichten festzuhalten, bevor sie in Vergessenheit geraten.

Musik, Reisen und die Arbeit mit jungen Menschen gehören zu meinen Leidenschaften. Dabei ist es mir ein besonderes Anliegen, bleibende Werte zu vermitteln.

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Inhalt

Wenn ihr die Folge #DHDL gesehen habt, wisst ihr ja, was vor den Kameras passiert ist. Zumindest habt ihr einen Ausschnitt des 1-stündigen Pitches miterlebt. Was Wochen und Monate vorher geschah, welche Kriterien Albert sich für eine Bewerbung bei DHDL selbst gesteckt hatte und was nach dem Pitch geschah, erfahrt ihr hier – auch als Audio-Version zum Anhören:

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Weitere Informationen

Das war wohl das intensivste Erlebnis der letzten zehn Jahre: Ich konnte als Gründer meine Idee bei Deutschlands größter Gründershow, Die Höhle der Löwen bei VOX, vorstellen und gestern wurde es ausgestrahlt. Etwa zwei Monate Vorbereitung sind bis zum Pitch hineingeflossen, und in etwas mehr als einer Stunde, während ich vor den Investoren der Show stehen konnte, war der bisherige Höhepunkt in meinem Startup-Dasein dann auch schon wieder vorbei. Am Ende war ich mit dem Ausgang sehr zufrieden.
Aber von Anfang an!

Die Entscheidung und selbst auferlegten Kriterien zur Bewerbung

Als wir im Sommer 2021 unsere Meminto App herausbrachten und sich fast direkt danach jeden Tag zwischen 20 und 50 Menschen bei digitalen Ghostwriting-Assistenten anmeldeten, wusste ich, dass es jetzt so weit war: Ich fühlte mich bereit, mich bei der Show “Die Höhle der Löwen” zu bewerben. Bisher hatte ich mich immer strikt geweigert, weil ich das Produkt noch nicht als bereit empfand und unsere Bücher mich vom Verkaufsvolumen noch nicht so ganz überzeugt hatten. Ich hatte mich immer davor gescheut, mit mehr als “nur” einem Prototyp oder gar einer Idee dort aufzuschlagen. Nein – für mich war die Voraussetzung für eine Teilnahme immer gewesen: Das Produkt muss funktionieren und wir müssten verkaufen. Wenn wir dann gleichzeitig noch gutes Feedback von unseren Kunden bekämen, wäre das die Krone. Und genau das war nun eingetreten.

Kriterium 1: “Das System muss zuerst funktionieren!”

Wir hatten nun seit 2018 an Meminto Stories, der Plattform zur Erstellung von Lebensbüchern gearbeitet und es zu einem wirklich feinen Tool gemacht. Dank dieses digitalen Assistenten wird für jeden Nutzern aus einer riesigen Fragen-Datenbank eine Vielzahl an Fragen aus vielen Lebensbereichen ausgewählt, die ihm helfen sollen, sich an alle wichtigen Momente seines Lebens zu erinnern und diese festzuhalten. Meminto hilft bei der Strukturierung der Antworten und bildet aus den Geschichten der “Autoren” dann die Kapitel des Buches. Natürlich können auch Fotos hochgeladen werden.

Das Business-Modell sah so aus, dass Kunden entweder eines der verschiedenen Meminto Bücher direkt kaufen konnten (zur Verfügung standen Lebensbücher, Kindheitsbücher, Beziehungsbücher, Erinnerungsbücher für Verstorbene und Reisebücher) oder zunächst mit einer Probeversion starten konnten. Die Preise für ein solches “Lebensprojekt” lagen dabei im Schnitt bei 99 Euro. Es gab keine zeitliche Limitierung, und auch bei der Beantwortung der Fragen wurde kein Limit gesetzt. Lediglich die maximale Anzahl an Seiten sollte 300 nicht überschreiten.

Kriterium 2: “Wir müssen verkaufen!”

Beim ersten Versuch eines Marktstarts im Dezember 2020 verkauften wir 70 Bücher und generierten einen Umsatz von ca. 7000 Euro, indem wir Werbung auf Social Media machten. Insgesamt angemeldet hatten sich jedoch 350 Menschen, die das Produkt auch einfach nur testen wollten.

Kurz vorher hatten wir Geschenkboxen entwickelt, die das Verschenken eines eigentlich digitalen Projektes einfacher machen sollte. In der Tat wurden diese Boxen auch gut angenommen. Kunden lobten das Design, das wie ein Buch anmutete und im Innern neben einem “lebendigen Bleistift” – er trägt einen Blumensamen im Ende – noch ein Meminto Stories Kartendeck mit ca. 40 Fragen beinhaltete. Anhand einer Aktivierungscodes konnten die beschenkten Personen natürlich auch ihr Buch starten.

Im Januar 2021 beendeten wir die Kampagne auch direkt wieder und setzten uns mit dem Feedback der neu generierten Kunden auseinander. Wir konnten dabei viel lernen und dutzende Fehler im System beheben, was dieses wiederum stabiler machte und den Automatismus erhöhte.

In den kommenden Monaten erweiterten wir Funktionen, verbesserten unseren Layout-Editor und begannen auch schon, einige Bücher zu produzieren, die von den Kunden fertiggestellt wurden. Passend zu Valentinstag und Muttertag starteten wir eine weitere Kampagne mit dem erneuten Ziel, Meminto Stories Bücher als Geschenkidee zu verkaufen. Wieder wurden einige neue Projekte gestartet, und wieder nahmen wir das neue Feedback zum Anlass, unsere Plattform zu verbessern.

Da wir Meminto von Beginn an zweisprachig aufgebaut hatten, testeten wir auch direkt einmal den Verkauf in den USA – und tatsächlich konnten wir einige Projekte auch in Amerika verkaufen. Um eine Druckerei vor Ort hatten wir uns vorher schon gekümmert und uns auch schon einige Druckexemplare zusenden lassen, damit wir es mit dem deutschen Qualitätsanspruch vergleichen konnte. Es hielt stand und wir waren froh, nun auch direkt in Konkurrenz zu unserem größten Mitbewerber, Story Worth, treten zu können. Diese waren in den USA schon etwas früher auf dem Markt, konnten jedoch nur ein Lebensbuch anbieten, während wir schon mit 5 weiteren Büchern neue Zielgruppen ansprachen.

In einer weiteren Kampagne zwischen November 2021 und Weihnachten verkauften wir 250 weitere Bücher und generierten 30.000 Euro Umsatz. Eine Steigerung zum Jahr davor im fast gleichen Zeitraum.

Kriterium 3: Das Kundenfeedback

Das dritte Kriterium für mich für eine Teilnahme bei DHDL war dann, dass wir gutes Kundenfeedback bekamen. Und das wurde immer häufiger der Fall. Sicher, es gab immer schon Stimmen, die 99 Euro für ein Buch als zu hoch empfanden. Sobald sie jedoch das Prinzip und die Abgrenzung zu Fotobüchern besser verstanden und dann auch noch sahen, dass sie 300 Seiten zum Festpreis erhalten würden, verstummte diese Kritik schnell (entweder, weil sie dann einfach keine Argumente mehr hatten oder weil sie kauften). Die meisten Kunden, die ihr Buch dann aber in den Händen hielten, meldeten sich nochmals bei uns und bedankten sich emotional für die bewegende Erinnerung, die sie mit unserer Plattform geschaffen hatten.

Gibt es Wachstumspotential?

Ich stellte mir selbst immer wieder die Frage, welches Wachstumspotential es gäbe. Eine Orientierung an anderen Mitbewerbern konnte ich nicht vornehmen, da es keine Zahlen diesbezüglich gab. Alles, was ich hatte, waren Marktzahlen zu Fotobüchern. Und die sahen aus wie folgt:

  • Jedes Jahr wurden allein in Deutschland 9 Millionen Fotobücher verkauft. Das machte eine tägliche Zahl von 24.300 Büchern aus. Auf den Platzhirschen fielen dabei mehr als 17.000 Bücher täglich.
  • Das Umsatzvolumen lag dadurch bei etwa 340 Mio. Euro im Jahr
  • Für Europa oder den USA lagen mir keine verlässlichen Statistiken und Zahlen vor

Ich versuchte, aus drei Aspekten einen Unternehmenswert abzuleiten, mit dem ich dann bei einer möglichen Annahme einer Bewerbung bei DHDL auftreten würde. Dazu zählten für mich der bisherige Umsatz, die Marktgröße und das Potenzial. Als vierten Aspekt würde ich noch die Manpower mit einberechnen, die man zur Ausschöpfung dieses Potenzial bräuchte, aber da mein Entwickler und ich (und seit Oktober 2021 noch meine Mitarbeiterin im Bereich Support und Versand) bisher alle Hürden gemeinsam geschafft hatten, war ich mir sicher, dass es auch weiterhin gut laufen würde. Heute weiß ich, dass ein starker CFO uns sicher gut getan hätte!

Es geht los: Die Bewerbung und das Casting

Da alle meiner drei Kriterien Ende 2021 erfüllt waren und ich sicher war, mit dem Produkt nun skalieren zu können, meldete ich mich am 15.09.2021 für einen Auftritt vor den Löwen bei DHDL an. Nach dem ersten Feedback füllte ich einen Castingbogen aus und drehte ein Video.

Schlussendlich wurde Meminto ausgewählt. Ich unterschrieb nach genauer Durchsicht die Verträge und schickte sie zurück. Das Abenteuer konnte beginnen!

Die Vorbereitungen

Da nun klar war, dass ich bei der nächsten Aufzeichnung dabei sein würde, ging es in die Vorbereitungen. Die DHDL Redaktion unterstützte mich bei den Vorbereitungen auf meinen Auftritt, beantwortete geduldig all meine Fragen – und manchmal auch meine Sorgen in Bezug auf meinen Pitch.

Um mich bestmöglich auf die Investor:innen vorzubereiten, guckte ich Videos und sah mir alle Folgen der letzten beiden DHDL Staffeln nochmals an. Ich schaute aber auch über den großen Teich, was sich bei Shark Tank so tat und war dabei überrascht, wie viel “schneller” sich die Show in den USA anfühlte, und wie verbissen die Investoren manchmal um Deals kämpfen mussten. Dass Gründer aber auch härter angegangen wurden und nicht immer mit einem Lob nach Hause gehen konnten. Für den Beginn war ich froh, es erst einmal mit Löwen, und nicht mit Haien zu tun zu haben.

Ich hatte mir für die Show etwas Besonderes überlegt: Ich wollte jedem Löwen ein persönliches Buch erstellen, doch dann nahm ich Beispielbücher mit in die Höhle, da ich aus rechtlichen Gründen keine echten Drucke mitnehmen wollte und konnte (schließlich schreiben wir bei Meminto das Thema Privatsphäre größer als alles andere).

Dann sollte ich nach Köln kommen, um in der Höhle der Löwen aufzutreten. Der Countdown begann.

Der Pitch

Eines der wichtigsten Dinge ist natürlich der Eröffnungspitch. Wie bei meinem 3-Minuten Pitch vor 3 Jahren bei startupBW sollte jedes Wort stimmen. Auch dafür gab es glücklicherweise viel Unterstützung von dem DHDL-Team. Immer wieder übte ich den Pitch, mein Text sollte schließlich gut und persönlich rüberkommen und zu lang sollte er natürlich auch nicht werden. Sogar noch einen Tag vor der Aufzeichnung ging ich meinen Text während der Autofahrt nach Köln immer und immer wieder durch. Ich wollte nämlich schon einen Tag vorher da sein, da ich meine Requisiten abladen und das Studio einmal betrachten wollte.

Der Tag vor der Höhle

Gegen zehn Uhr machten wir uns auf den Weg. Ich fuhr nicht alleine, sondern nahm meine Frau als mentale Unterstützung mit. Ich hatte mir überlegt, dieses Event wirklich zu feiern, egal, ob ein Deal dabei herauskommen würde oder nicht. Ich meine – was konnte ich schon verlieren?

Das schloss natürlich eine außergewöhnliche Unterkunft mit ein. Weil ich schon oft von der atemberaubenden Aussicht aus dem Hyatt Regency auf den Kölner Dom, den Rhein und die Hohenzollernbrücke gehört hatte, buchte ich uns kurzerhand ein Zimmer mit Rheinblick.

Bevor wir dort ankamen, ging es aber zuerst zu Studios auf der anderen Seite von Köln. Ich hatte unseren Ohrensessel eingeladen und einiges an Material zur späteren Auslage in der Höhle dabei, das ich abgeben musste. Als wir gegen 14.30 Uhr dort ankamen, rollte unser Auto langsam über das Studio-Gelände. Dann waren wir auch irgendwann am Studio von DHDL, wo ich parkte und den Sessel mithilfe einer Gründerbetreuerin ins Studio trug. Wir mussten leise sein, denn es lief in der Tat gerade eine Aufzeichnung mit einem Gründerteam. Im Hintergrund hörte ich Carsten Maschmeyer, Judith Williams und auch Georg Kofler sprechen.

Als das Auto leer und mein “Kostüm” für den folgenden Tag ausgepackt war, machten wir uns auf den Weg ins Hotel, wo ich mich wieder in meinem Pitch vertiefte. Ich brauchte zumindest keinen Zettel mehr. Ich hatte meinen Text bereits bildlich vor Augen. Jaja, das menschliche Gehirn ist schon faszinierend…

Die Nacht vor der Höhle

Wie schläft man, wenn einem der Puls bis zum Hals schlägt? Ich habe bisher noch nicht erwähnt, dass ich natürlich aufgeregt war, je näher der Tag rückte. Zudem hatte man mir kurz zuvor gesagt, dass ich gleich der erste wäre, der an der Reihe sei. Und das bedeutete, dass ich um 8 Uhr vor Ort sein sollte. Also genoss ich noch etwas den wundervollen Ausblick auf den dunklen Dom und legte mich dann mit Ohropax ins Bett. Das Grummeln der Bahn über die Hohenzollernbrücke konnte ich dennoch hören. Aber nur kurz, denn dann war ich eingeschlafen…

… und um 3 Uhr morgens wieder hellwach, geweckt vom Grummeln, das sich von der Brücke in meinen Bauch verschoben hatte. Sofort waren meine ​​Gedanken in der Höhle. Aber nicht nur. Denn jetzt, in der Stille, erinnerte ich mich an viele Zusagen Gottes aus seinem Wort. Ich hatte Freunde aus meinem Umfeld gebeten, an mich zu denken und mich ins Gebet einzuschließen. Und das taten sie. Ich blickte auf mein Handy, das voll war mit Wünschen und Ermutigungen. Jemand schrieb mir:

“Albert, ich gebe dir Psalm 37,5 für heute mit. Gott segne dich heute, schenke dir Konzentration und Kraft zum Reden. Möge er dich von Nervosität befreien und dir innere Ruhe geben. Er statte dich mit Weisheit aus und trage dich durch. Du kannst wissen, dass wir hinter dir stehen!”

Ich schlug den Psalm auf. “Lass den HERRN deinen Weg bestimmen, vertrau auf ihn, und er wird handeln.”

Es tat gut, diese Worte nicht nur zu lesen, sondern in ihnen zu ruhen. Ich wusste: Egal, was heute passieren würde, gewonnen hatte ich schon. Allein dabei gewesen zu sein war es wert gewesen, es zu versuchen.

Die Nichte meiner Frau hatte mir Tags zuvor noch gesagt: “Egal, welche Löwen vor dir stehen, freue dich über den Löwen, der hinter dir steht!”

Dass sie damit den “Löwen von Juda” meinte, wie Jesus auch genannt wird, würden nicht viele wissen, aber ich nahm mir vor, diesen Spruch irgendwie in die Show einzubauen, weil ich ihn echt klasse fand.

Dennoch lag ich nun da, und konnte nicht mehr einschlafen. Es wurde vier, dann halb fünf, und schließlich fünf Uhr morgens. Noch eine Stunde, dann müsste ich aufstehen. Plötzlich klingelte mein Wecker, und als dann nochmal auf die Uhr sah, war es 6:18 Uhr. Bis auf die andere Seite nach Köln brauchte ich 25 Minuten, also sollte ich kurz nach 7 los. Ich stand auf und begann, mich fertig zu machen, im Kopf immer wieder durch meinen Pitch gehend.

Es geht los!

Nachdem ich ausgecheckt und Olly noch das teuerste Frühstück unserer Ehezeit organisiert hatte, fuhr ich mit einer Brezel und einem Joghurt los. Essen konnte ich ihn nicht, mein Magen spielte nicht mit. Nun hatten auch leichte Kopfschmerzen eingesetzt. Im Auto startete ich meine Lieblings-Playlist und fuhr Richtung Studios.

Was da aus den Lautsprechern kam, traf mich ungewohnt tief: Zu meinem Erstaunen waren es lauter Songs der Ermutigung. “Wovor soll ich mich fürchten?” hieß es in einem Song. Ich weiß nicht, welcher Song es war, aber mir schossen wirklich Tränen ins Gesicht. Tränen der Aufregung, Tränen der Bestätigung, Tränen des Glücks. Was für eine Geschichte durfte ich hier gerade erleben? Tausende von Startups und Zehntausende von Menschen wünschten sich, hier dabei zu sein. Und ich war auf dem Weg, Geschichte zu schreiben. Für mein Team. Für mein Startup. Für mich. Wow!

In Gedanken ging ich nochmal meine Erwartungen durch. Was, wenn ich wirklich einen Deal bekommen würde? Was würde ich fühlen, wenn ich keinen kriegen würde? Was wünschte ich mir eigentlich mehr – einen Deal zu haben, mit dem Risiko, kein ruhiges Leben mehr zu haben, oder keinen Deal zu haben, mit dem Risiko, als Startup nicht zu wachsen? Egal was kommt, so sagte ich mir, ich müsse mir keine Sorgen machen. Denn ich war safe in dem Wissen, dass Gott das Richtige machen würde. Also – auf in den Kampf!

Der letzte Schritt vor der Höhle der Löwen

Als ich vor dem Studio ankam und corona-negativ-getestet wurde, konnte der Tag beginnen. Dort habe ich noch einmal meinen Pitch vorgestellt. Bei mir war auch eine Gast-Löwin im Rudel, meine Favoriten waren allerdings Carsten Maschmeyer, Dr. Georg Kofler und Dagmar Wöhrl. Ersterer wäre aber heute nicht am Start, wurde mir mitgeteilt.

Danach ging es in die Interviews.

Im Studio durfte ich mich vorher noch einmal umsehen und alles ausprobieren. Kurze Zeit später war das Team da und begrüßte mich. Die Scheinwerfer strahlten schon hell, Kameraleute huschten überall rum, und ich sah mich erst einmal um. In meinem Rücken hatte ich fünf oder 6 Kameras. Für jeden Löwen eine und eine für alle zusammen, dachte ich mir. Ein anderer Kameramann schwenkte eine Kamera an einem langen Arm. Wieder andere liefen frei mit den Kameras herum. So langsam wurde es ernst.

“Bitte geh mit uns noch einmal deinen Pitch durch, nimm dein Tablet und prüfe, ob alles korrekt läuft”, meinte ein DHDL-Mitarbeiter zu mir. Also tat ich das. Bilder wurden eingeblendet, mein Tablet wurde auf einen großen TV gespiegelt, das Meminto Logo prangte groß an der rechten Seite. In diesem Moment fühlte ich eine große Freude und auch etwas Stolz. Es war einfach unglaublich. Meminto hatte es bis in die größte Gründershow Deutschlands geschafft! Ganz unabhängig davon, ob mein Auftritt ausgestrahlt werden würde: Ich war hier! Und das war echt! Einfach unglaublich.

Mein letzter Pitch verlief gut, auch wenn ich mich etwas verhaspelte. Alle waren mit dem Bühnenbild zufrieden, die Technik​​ funktionierte, das Meminto System auch. Wir konnten also beginnen. Es fehlten nur noch die Löwen.

In der Höhle der Löwen

Inzwischen war es gegen 9:50 Uhr. Meine Uhr und mein Handy hatte ich abgegeben, damit mich nichts mehr störte. Siri hatte während der Pitch-Proben von meinem Handgelenk aus immer mal wieder irgendetwas zum Besten gegeben, also musste sie in meiner Jackentasche verharren.

Ich bekam mein Mikrofon unter das beige Sweatshirt angebracht, das ich für den Tag als mein Outfit ausgesucht hatte. Dazu eine dunkelblaue Jeans. Ich wollte keinen Startup Hoodie mit Logo tragen, sondern einfach und bodenständig aussehen.

Während ich noch dastand und mich verkabeln ließ, hörten wir die Löwen kommen. Sie redeten, lachten und nahmen dann Platz. Auf einem kleinen Monitor konnte ich sie sehen, sie mich aber nicht. In der Tat ist es, wie man es hört: Gründer und Investoren begegnen sich vorher nicht, es wird genauestens darauf geachtet, dass man sich in der Show wirklich zum ersten Mal sieht.

Und dann begannen für sie die Aufnahmen. Das sind die Takes, in denen sie spekulieren, was das nächste Startup denn für ein Thema haben könnte.

“Noch 2 Minuten!” Ich begab mich vor das Tor, das sich gleich für mich öffnen würde. Es war ein anderes Tor als das, das es bisher in den Folgen zu sehen gab: Bisher mussten die Gründer die Türen selbst aufdrücken, dieses Tor jedoch zeigte einen Löwen, und wenn man darauf zuging, fuhr es nach links und rechts auf.

Ich stellte mich hin, und blickte dem Löwen in die Augen. Noch einmal ein Stoßgebet. Noch einmal die ersten Sätze meines Pitches im Kopf durchgehen. Ein Blick nach links. Jemand nickte mir zu. “Okay. Du darfst.”

Ich ging los.

Fünf Löwen vor mir. Der stärkste Löwe hinter mir.

Vor mir öffnete sich das Tor und ich ging unter dem Käfig hindurch, der tunnelförmig angelegt war, bis auf den Punkt zu, der meinen Standpunkt für die nächste Stunde ausmachen sollte. Mein Tablet, das ich zur Präsentation benutzen sollte, lag auf einem Tisch bereit, ich hatte die Hände frei. Ich blickte auf – und da saßen sie: Judith Williams ganz links, dann Nils Glagau, Dagmar Wöhrl, Diana zur Löwen und Dr. Georg Kofler ganz rechts. Mit einem Lächeln wurde ich von allen Löwen empfangen.

“Hallo liebe Löwen, ich bin Albert, und ich freue mich heute, hier zu sein. Das Leben schreibt die schönsten Geschichten! Und mit Meminto halten wir sie für immer fest! Ich benötige 250.000 Euro und biete dafür 15% meines Startups.”

In den nächsten vier Minuten blendete ich alles aus, hatte die vollkommene Konzentration und spürte den Segen wirklich durch mich fließen. Ich verlor nicht den Faden. Ich stotterte nicht. Ich kann sagen: Der Pitch lief perfekt, die Löwen nahmen viele Notizen – alle außer Georg Kofler, der weder Papier noch Stift bei sich hatte.

Und als ob ich eben erst angefangen hatte, endete ich nach meiner Präsentation mit den Sätzen:

“Jeder Mensch hat eine Geschichte! Erzählen wir sie! Mit Meminto Stories. Und nun: Viel Spaß mit Ihren Probe-Exemplaren.”

Ich fuhr den Wagen vor, der mit desinfizierten Büchern ausgelegt war. Für jeden Löwen eines mit Beispiel-Inhalten. Jeder nahm sich eines und wir wechselten in die Fragerunde.

Wenn ihr den Pitch gesehen habt, wisst ihr ja, was ich gefragt wurde. Allerdings wurden aus dem über 1-stündigen Q&A verständlicherweise nur rund 15 Minuten gezeigt. Den vollständigen Pitch zu zeigen wäre ja auch für die Zuschauer viel zu lang.

Ich erinnere mich jedoch gut an die Frage von Dagmar nach dem Datenschutz und der Privatsphäre oder wie Georg Kofler sich hauptsächlich für die Zahlen interessierte. Ich habe auch noch gut im Ohr, wie Dagmar dann anführte, dass sie lieber handgemachte Erinnerungen schätzt, nachdem sie mich als glücklich erachtet hatte, dass ich von meiner Oma noch viele Erinnerungen aufgeschrieben bekommen hatte. Oder wie Nils sagte, es sei eine coole Idee. Gut kam auch an, dass wir die Funktion, Videos zu integrieren, anbieten wollen.

Es gab viel Lob, aber natürlich erinnere ich mich auch an die Kritik, ich ließ sie zu und unterbrach sie nicht; vielleicht hätte ich das öfter tun sollen. Vor allem meine Unternehmensbewertung und wie ich mein Umsatzziel von 10 Millionen Euro erreichen möchte, wurde kritisiert. Irgendwann mittendrin merkte ich, dass bei allen fünf kein wirkliches Interesse am Thema vorhanden war. Nach und nach stiegen die Löwen aus.

Ich wurde freundlich verabschiedet, bedankte mich für das wertvolle Feedback und drehte mich um, um den Gang wieder zurückzulaufen, wo mich auch schon die Kameras erwarteten.  

Ich war nicht enttäuscht! Selbst in den Interviews hinterher gab ich mich zufrieden mit dem Ausgang, weil ich in mir ja sicher war, dass genau das passiert war, was passieren sollte und das mir alle Dinge zum Guten dienen.

Wieder auf freiem Fuß

Natürlich fragst du dich, was anders gelaufen wäre, wenn du dies oder jenes anders gesagt hättest. Aber es ist schon eine Kunst, jemanden in 60 Minuten zu einem 250.000 Euro Investment zu überreden; davor ziehe ich den Hut. Vielleicht hatte ich zu hoch gepokert. Ich war mir auf jeden Fall sicher: Selbst wenn ich mit einer Bewertung von 100.000 für 15% gekommen wäre, hätte ich keinen Deal bekommen, denn ich hatte kein Interesse der Löwen gespürt. Genau das war aber immer mein Ziel: Mit Menschen an diesem Projekt arbeiten, die nicht nur Euros sehen, sondern die Möglichkeit, Menschenleben zu verändern, indem Werte durch Geschichten weitergegeben werden können.

Innerhalb von einer halben Stunde hatte ich meine Requisiten wieder zusammen und saß im Auto. Es war bereits 12 Uhr. In dem Moment bemerkte ich, dass ich noch nicht einmal gefrühstückt hatte. Also schnappte ich mir die Brezeln und meinen Joghurt, aß seelenruhig auf und ließ die letzten Minuten Revue passieren. Ich rief meine Frau an, die irgendwo durch Köln spazierte und erzählte ihr kurz und knapp, was alles passiert war. Dann rief ich meinen Telefon-Joker an, der für den Fall einer Dealbesprechung bereit gestanden wäre. Auch ihm erzählte ich von der Aufzeichnung. Und ansonsten? Ansonsten erzählte ich niemandem mehr, wie der Pitch und das Gespräch in der Höhle der Löwen zuende ging. Alle sollten also gespannt auf den Tag der Ausstrahlung warten… und ich begab mich zurück in mein ruhiges Leben. Ohne Deal, aber dafür mit einem tiefen Frieden im Herzen. Und mit einigen guten Tipps, die ich umsetzen wollte, um vielleicht doch noch in baldiger Zukunft an ein Ziel zu kommen, 10 Millionen Euro Umsatz mit Meminto Stories zu machen.

Kommt nie gut an, wenn der Eindruck erweckt wird, nur zu Marketingzwecken an der Sendung teilzunehmen.

Fazit

DHDL war für mich eine einzigartige Erfahrung und ein intensives Erlebnis. Der positive Stresslevel war so krass, dass mir noch am Abend ein Gerstenkorn im rechten Auge dieses anschwellen ließ. Am Tag darauf sah ich aus wie ein Boxer, noch einen Tag später war das Auge richtiggehend zugeschwollen. Ja, der Tag und der Stress davor waren nicht ganz ohne weiteres an mit vorbeigezogen, aber ich würde es jedes Mal wieder tun. Das Team hat mich gut begleitet, die Löwen waren trotz allem fair, und diesen Tag wird mir niemand nehmen können. Ich habe erlebt, wovon tausende träumen und Millionen sich nicht trauen. Wer immer nur zuhause auf dem Sofa sitzt und die Menschen kritisiert, die etwas schaffen, und die ihre Idee dann noch verteidigen, der hat nichts verstanden. Den Fleißigen gehört die Welt. Und man darf auch groß träumen. Losgehen muss man aber immer mit kleinen Schritten.

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Über Albert

Hallo! Ich bin Albert, Ehemann, Vater von drei Söhnen und Gründer von Meminto Stories. Meine Mission ist es, Menschen auf der ganzen Welt zu inspirieren, ihre Lebensgeschichten festzuhalten, bevor sie in Vergessenheit geraten.

Musik, Reisen und die Arbeit mit jungen Menschen gehören zu meinen Leidenschaften. Dabei ist es mir ein besonderes Anliegen, bleibende Werte zu vermitteln.

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